abschnitt 1: begrifflicher Ansatz: Definition der Schlüsselbegriffe

das vom Bericht abgedeckte Gebiet

Die Auswirkungen der NIT auf das Schulwesen und auf Erziehung und Bildung allgemein sind ebenso ein gesellschaftliches und kulturelles Problem wie ein Problem der schulischen Praxis. So hat z.B. Peter Greenfield (1993) in den USA eine sehr überzeugende Forschungsserie über die Auswirkungen der Videospiele auf die räumlichen Operationen durchgeführt. Man könnte ebenfalls die spektakuläre Begeisterung der Jugendlichen in den "Cyber Cafés" für das "Surfen" auf dem Internet dank WWW anführen. Diese Navigationspraktiken werden für eine ganze Generation sicher nicht ohne Wirkung auf die Entwicklung der Praktiken bei der Fernzusammenarbeit und der Informationssuche bleiben. Indes erheben wir nicht den Anspruch, in diesem Bericht alle, durch dieses Thema aufgeworfenen, Fragen zu behandeln. Unsere Absicht ist es, uns auf die den NIT gewidmeten Arbeiten zu beschränken, insofern die NIT explizit für den Unterricht in einem institutionell anerkannten Rahmen eingesetzt werden. Wir schliessen darum Untersuchungen aus, welche sich mit der Praxis der Informatik in der Familie oder ausserhalb der Schule befassen.

Des weiteren hatten wir uns anfangs aus offensichtlichen Zeitgründen entschlossen, die Forschungsarbeiten über die NIT-Ausbildung in den Unternehmen nicht zu erfassen, wenn diese Arbeiten keine direkte Beziehung zur obligatorischen Schule hatten. Im nachhinein erschien uns diese Option als ein umso schwerwiegenderer Mangel, als dieser Tätigkeitsbereich sich in voller Expansion befindet und die privaten Akteure in der Schweiz zahlreiche Initiativen lanciert haben, und sich für den Technologietransfer zwischen Forschung und Praxis engagieren. Die wohl bekannteste ist der Verband CBT (Computer Based Training), dessen Rolle in der Schweiz bei der Verbreitung von Informatik-Know-how nicht ignoriert werden kann. Gleichfalls zu erwähnen sind die bedeutenden Investitionen, welche die Banken für die Ausbildung ihres Personals im Bereich des CGU getätigt haben. Wir werden auf diesen Punkt noch zurückkommen.

Damit es zu keiner Zweideutigkeit über den Anspruch dieses Berichts kommt, erinnern wir daran, dass wir hier lediglich die Forschung über die Auswirkung der NIT auf das Bildungswesen behandeln. Um es anders zu sagen: Wir sind nicht daran interessiert, die mit der Einführung der Informatik verbundenen Praktiken systematisch zu erfassen, wenn diese nicht Gegenstand einer "Beobachtung" oder zumindest einer Bewertung ihrer Auswirkung oder der Bedingungen ihres Einsatzes sind. Diese Wahl war uns durch Vertrag diktiert, den wir mit der Programmleitung des NFP 33 abgeschlossen hatten, da dieser das Gebiet des Berichts auf die Erfassung der Forschungsfragestellungen begrenzte und die Förderung oder Entwicklung einzelner Versuche nicht mit einschliessen wollte. Aus offensichtlichen Gründen, die wir später darlegen werden, haben wir bei der Entwicklungsforschung diese implizite Regel nicht eingehalten, weil der grundlegende Charakter dieser Arbeiten keinen Zweifel zuliess.

Schliesslich erinnern wir daran, dass das NFP 33 auf die Untersuchung der Wirksamkeit der Bildungssysteme ausgerichtet ist. Obwohl dieses Thema für die Beschreibung der Auswirkung der NIT auf die Bildungspraktiken durchaus stichhaltig sein kann, wird sich unser Bericht nicht auf dieses Thema beschränken. Der erste Grund hierfür ist, dass es unserer Kenntnis nach keine von Schweizer Teams realisierten Arbeiten gibt, die sich auf diese Fragestellung beschränken. Der zweite, massgeblichere Grund ist, dass eine Untersuchung der Wirksamkeit der NIT nur möglich wäre, wenn diese Technologien breiter und standardisierter eingesetzt würden, als dies gegenwärtig der Fall ist. Die Beurteilung der Auswirkungen der NIT steckt noch in den Kinderschuhen; die Effizienzindikatoren sind fragil. Der Leser wird jedoch feststellen, dass diese Problematik bei den in Abschnitt 3 behandelten Arbeiten nicht fehlt.



PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

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