Die Methode der Informatik: die Formalisierung

Die Telematik und die Netzwerke

Das Gebiet der Telematik und der Netzwerke ist vielleicht dasjenige, wo die Informatik, vom Standpunkt der Anwendungen für das breite Publikum aus gesehen, die spektakulärsten Fortschritte gemacht hat. Sicher wird dieses Gebiet auch den entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der NIT in der Bildung ausüben. Das INTERNET und seine Dienstleistungen stehen zur Zeit im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit (TELECOM 95 hat dem CyberSpace ein ganzes Wochenende gewidmet), und kein Tag geht vorüber, ohne dass die grossen Medien die Verdienste dieser oder jener privaten oder öffentlichen Initiative preisen (Informationsserver, Werbeaktionen, Telearbeit usw.). Sicher ist diese Begeisterung auf die Möglichkeiten des World Wide Web (WWW) zurückzuführen. Das Prinzip dieser Umgebung ist, dass es die Metapher des Hypertexts anbietet, um auf die klassischen Funktionen des Internet zuzugreifen (elektronische Post, Newsgruppen, Dateienaustausch usw.). Mit einem einfachen Klick lädt und zeigt man auf dem eigenen Computer eine Datei an, die ihr Urheber auf einem Server am anderen Ende des Planeten zur Verfügung gestellt hat.

So bildet sich über diese miteinander verbundenen Server, durch die blosse Öffnung von Ressourcen und ohne jegliche autoritäre Intervention oder Kontrolle, jeden Tag eine weltweite "Online"-Dokumentardatenbank. Die Nutzung eines solchen Netzwerks in der Bildung wurde sehr schnell zum Gegenstand zahlreicher Initiativen (Ellsworth, 1994; Hiltz, 1993, Ibrahim, 1995). Seine wichtigsten Qualitäten liegen in der Leichtigkeit des Zugriffs, seiner Unabhängigkeit von materiellen und von Software-Standardplattformen und vor allem in seiner offenen und keiner Steuerung unterliegenden Natur. Die Möglichkeiten des Internet erneuern so die Praktiken des Fernunterrichts, und viele europäische Universitäten haben sehr schnell die Bedeutung dieser Kommunikationsform für ihre künftige Entwicklung begriffen.

Das Eindringen der Unternehmen in dieses bisher den Forschern vorbehaltene Universum bezeichnet eine Wende in der Geschichte des INTERNET. Wird es sich auch weiterhin selbst verwalten können? Wer wird Zugriff worauf haben und zu welchem Preis? An diesen wenigen Fragen sieht man, dass die Probleme, die sich den Entwicklern stellen, weniger Probleme der Technik und der Grundlagenforschung sind als wirtschaftliche, politische und soziologische Probleme. Die Begriffe "virtuelle Demokratie" und "virtuelle Republik", welche die auf dem Netzwerk entstandenen wissenschaftlichen Arbeitsgruppen bezeichnen, veranschaulichen diese Entwicklung.

* Ellsworth, J.H. (1994): Education on the Internet. Indianapolis: Sams Publishing.

* Ibrahim, B. (1995): Advanced Educational Uses of the World-Wide Web. Special issue of Computer Networks and ISDN Systems, Vol. 27, No. 6, S. 871-877.



PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

Generated with Harlequin WebMaker

TECFA Research * AGORA PNR33 - NFP33