
Abschnitt 3: Thematischer Ansatz: der Forschungsstand in der Schweiz
Thema 7: Die Forschung über die Sonderpädagogik
Die NIT spielen auf dem Gebiet der Sonderpädagogik eine spezielle Rolle. Hier erweist sich die Redensart "Der Computer ist der Bleistift von morgen" als wahrhaft passend, da die elektronischen Hilfsmittel bereits die Funktion von "kognitiven" Prothesen übernehmen. Zum einen verbessern sie die Mobilität und die Kommunikation von Personen, die sich mündlich nicht äussern können, mit ihrer Umgebung, zum anderen bringen sie den Behinderten durch die Kontrolle der Umgebung eine echte Autonomie. Diese Kontrolle ermöglicht die Erledigung alltäglicher Aufgaben wie z.B. eine Tür zu öffnen, eine Buchseite umzublättern, das Licht einzuschalten usw. Schliesslich kann der Behinderte mit Hilfe der ergonomischen Schnittstellen einen Computer benutzen und erhält so Zugang zur Arbeitswelt. Um diese anspruchsvollen technischen Vorhaben zu verwirklichen, haben sich Entwicklungsforschung und Grundlagenforschung eng miteinander verbunden. Die Rolle der Entwicklung ist es, aufgrund einer Analyse der Anwenderbedürfnisse und der Nützlichkeit elektronischer Hilfsmittel, neue Geräte zur Deckung dieser Bedürfnisse zu schaffen. Die Grundlagenforschung spielt hier eine zunehmend grössere Rolle, ebenso in der Medizin, wo die Bekämpfung bestimmter Krankheiten den Kenntnisstand verbessert. Tatsächlich setzt das Ersetzen einer kognitiven Funktion wie der Sprache eine vertiefte Kenntnis ihrer pragmatischen Funktionen sowie die Zusammenarbeit mit Psycholinguisten voraus. Schliesslich kann man dank einer aufmerksamen technischen Beobachtung die Neuheiten entdecken und sie dann an die besonderen Bedürfnisse der Anwender anpassen. Mittelfristig führen diese Arbeiten möglicherweise zu einer tiefgreifenden Erneuerung der Unterrichtsmethoden für Behinderte.
- Die Schweizerische Stiftung elektronische Hilfsmittel für Behinderte wurde 1982 auf Anregung der Schweizerischen Stiftung für das cerebral gelähmte Kind und der Schweizerischen Paraplegiker-Stiftung (SPS) gegründet. Ihr Ziel ist es, behinderten Menschen die nötigen technischen Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Die Paraplegiker-Stiftung hat an zahlreichen Forschungsprojekten teilgenommen (siehe unten). Im Rahmen des NFP 32 "Technologie und Alter" war sie zusammen mit dem Institut für Sozial- und Politikwissenschaften der Universität Neuenburg und der Ingenieurschule von Locle (EICN) an einem Projekt beteiligt. Das Projekt soll ermitteln, welche technischen Mittel den spezifischen Bedürfnissen älterer Personen entsprechen. Die Paraplegiker-Stiftung hat versuchsweise zwei Projekte lanciert für Menschen, die an Aphasie oder bestimmten geistigen Störungen leiden. Einige klassische Anwendungen sollen neu strukturiert werden, um so zu Methoden und Instrumenten zu gelangen, die für diese Art von Behinderung besser geeignet sind. Auf der europäischen Ebene nimmt die Paraplegiker-Stiftung an mehreren Forschungsprojekten teil, die Normen setzen und diverse Schnittstellen zur Umgebungskontrolle entwickeln wollen.
* Fondation Suisse pour les Téléthéses (1989): L'informatique au service des jeunes IMC et des handicapés mentaux. Rencontre du 31 mai 1989, les "Perce-Neige", La Chaux-de-Fonds.
- Die Schweizerische Paraplegiker-Stiftung wirkt zudem an den folgenden europäischen Projekten mit: 1. am Projekt TIDE-M3S, das eine Norm für integrierte und standardmässige elektronische Hilfsmittel schaffen soll; 2. SPRINT/IMMEDIATE bezweckt die Schaffung einer Mensch-Maschine-Schnittstelle, welche die Umgebung kontrolliert und an die Norm MS3 angepasst werden soll; 3. TIDE-MOVAID will eine Mensch-Maschine-Schnittstelle für Haushaltgeräte definieren. Dieses Interface steuert ein Robotersystem, das bewegt und so an verschiedenen Orten der Wohnung benutzt werden kann; 4. das Projekt TIDE-LAMP entwickelt eine neue Maus auf Grundlage einer Lasertechnik. Der unter der Leitung von Mauro Martinoni und Gabriele Scascighini verfasste Bericht "Pedagogia specializzata e informatica" informiert über die Anwendung des Computers in der Sonderpädagogik im Tessin.
* Fondation Suisse pour les Téléthéses (1993): 11éme rapport annuel de la Fondation Suisse pour les Téléthéses. Neuchâtel, FST, Charmettes 10b, Case Postale, CH-2006 Neuchâtel 6.
* Martinioni, M. & Scascighini, G. (1995): Pedagogia specializzata e informatica, Esperienze e realizzazioni in Ticino. Lucerne: SZH/SPC.
PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

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