Abschnitt 2: Ansatz nach Disziplinen: Gegenüberstellung der Methoden

Die Methode der Kognitionspsychologie: das Experimentieren

Die Kognitionspsychologie ist eine experimentelle Wissenschaft, die sich vorwiegend der kontrollierten Beobachtung des menschlichen Verhaltens widmet, mit dem Ziel, Modelle über die Funktionsweise der Kognition zu erstellen. Wie jede experimentelle Disziplin arbeitet sie deswegen in der wiederholten Reihenfolge "Modell -> Hypothesen -> Experimentieren...". Zunächst konstruiert der Psychologe ein Modell des kognitiven Funktionierens (im allgemeinen wird er von vorhandenen Modellen ausgehen). So hat er z.B. gute Gründe zur Annahme, dass die Informationen durch mehrere verschiedenartige Vorgänge im Gedächtnis gespeichert werden (Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis). Ziel dieses Modells ist es, auf Grund der Bedingungen, unter denen ein gegebenes Subjekt funktioniert, die Abhängigkeits- oder Unabhängigkeitsrelationen zwischen den Komponenten des menschlichen Nervensystems zu ermitteln. Danach versucht der Psychologe sein Modell zu validieren, indem er eine oder mehrere Hypothesen vorschlägt, welche, einmal validiert, seinen ursprünglichen Annahmen nicht widersprechen. Beim vorgeschlagenen Beispiel ist es eine gute Methode, die Hypothese aufzustellen, dass gewisse Umgebungsvariablen die Leistung eines Subjekts bei einem Gedächtnistest differentiell beeinflussen. So wird der Forscher zum Beispiel zeigen, dass das Einschieben einer Zahlenwiederholungsaufgabe zwischen der Phase der Kodierung einer Wortliste und der Abrufphase zu einer deutlichen Leistungsabnahme des Subjekts bei den fünf letzten Items führt, ohne dass sich die Ergebnisse für den Rest der Liste ändern. Schliesslich realisiert er seinen Versuch unter peinlich genauer Einhaltung der Logik der experimentellen Beweisführung, um die Quelle der untersuchten systematischen Variation nicht versteckten Variablen zuzuordnen. Demnach ist das Hauptfundament der Modelle der Kognitionspsychologie das Experimentieren, und die Modelle sind im wesentlichen Abhängigkeitsmodelle zwischen experimentellen Variablen. Wir werden diese Modelle nachstehend als "Modelle zum Zweck des Verstehens" bezeichnen.

Innerhalb dieses einheitlichen Grundansatzes gibt es in der Kognitionspsychologie verschiedene Ansätze zu den Prozessen des Wissenserwerbs. Jeder dieser Ansätze betont gewisse Gruppen von Parametern, seien es die mit der Aufgabe, seien es die mit dem Subjekt verbundenen Parameter. Indes ist festzustellen, dass es in der Psychologie stets die Versuchung der Synthesebildung gibt, aber im allgemeinen führen diese Versuche zum Misserfolg, denn dieser Disziplin fehlt eine vereinheitlichende beschreibende Sprache, welche es ermöglichen würde, die elementaren Denktätigkeiten und zugleich die Weise, in der sie mit dem Funktionieren des Gehirns zusammenhängen, wie auch deren Steuerungsweise zu berücksichtigen. Darum finden die bedeutsamsten Begegnungen zwischen den Forschern aus der Psychologie und den Schöpfern von Lernumgebungen vor allem zum Thema der Prozesse des Wissenserwerbs statt.


Der strukturalistische Ansatz
Der funktionalistische Ansatz
Die differentielle Psychologie
Der soziokognitive Ansatz

PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

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TECFA Research * AGORA PNR33 - NFP33