
Zu den verschiedenen Bedeutungen des Begriffs "forschung"
Entwicklungsforschung
Zu dieser "interventionistischen" Versuchung kommt noch der starke Druck hinzu, den die technischen Entwicklungen auf die Forschung im Bereich der NIT ausüben. Wenn der Forscher sich nicht die Mittel gibt, die materiellen Bedingungen zu schaffen, welche die Schüler benötigen, um Zugang zu gewissen Technologien zu haben und diese unter guten Bedingungen zu nutzen, kann manchmal die Existenz des Projekts selbst in Frage gestellt sein. Würde man einem Physiker einen Vorwurf machen, wenn er sich am Bau eines Teilchenbeschleunigers beteiligte, um die Atomstruktur studieren zu können? Verallgemeinert heisst dies, dass die Bildungsforschung ohne die technischen Entwicklungen nicht mehr auskommt, und dies aus mindestens drei Gründen:
- Der erste Grund liegt darin, dass die modernen Gesellschaften den Informationstechnologien den Anspruch unterstellen, eine wesentliche Rolle im Unterricht und in der Bildung zu spielen. Dieser Anspruch ist vielleicht nicht gerechtfertigt, aber das muss nachgewiesen werden, und nur die Forschung kann dies tun.
- Der zweite Grund ist mit der Tatsache verknüpft, dass diese Technologien (unabhängig vom Willen der Lehrer) das herkömmliche Wissen und auch die Fertigkeiten (Lesen, Schreiben, Rechnen) verändern und dass es gerade eine der Aufgaben der Schule ist, diese zu vermitteln.
- Der dritte Grund schliesslich betrifft die Praxis des Forschers. Die Forschung braucht immer raffiniertere Untersuchungsgegenstände und Instrumente. Die neuen Technologien ermöglichen dem Erziehungswissenschaftler, neue Experimentieranlagen zu entwickeln, mit denen er die Praxis genauer beobachten und seine Beobachtungen besser formalisieren kann.
Gewisse Entwicklungsarbeiten können als Grundlagenforschung eingestuft werden, und zwar nicht nur in der Informatik (was offensichtlich scheint), sondern auch in der Psychologie oder der Pädagogik. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Methode darin besteht, ein formales Modell eines Theoriekorpus zu konstruieren (z.B. ein Modell der von einem Schüler erzeugten Fehler bei einer bestimmten Aufgabe). Indes führt diese Praxis oft zu einem Missverständnis. In der Tat stellt in dieser Art der Forschung das konstruierte Programm einen wesentlichen wissenschaftlichen Wert dar, ist aber nicht für die effektive Nutzung in der Klasse konzipiert. So kann man in ihm technisch sehr fortschrittliche Module finden, die aber kein vollständiges System bilden oder über keine robuste Schnittstelle verfügen, um mit dem Anwender zu interagieren.
PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

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