Abschnitt 6: Prospektiver ansatz: aktionsvorschläge

Projekt zur einrichtung eines kommunikationsservers für die forschung über die bildungswissenschaften

Die vier Vorschläge, die wir gemacht haben, erfordern alle eine intensive Zusammenarbeit der verschiedenen Forschungsteams. Die Erfahrung zeigt, dass es zur Förderung dieser Kommunikation nicht genügt, diese zu dekretieren und eine Beseitigung der Trennwände zwischen den Disziplinen, Regionen oder Institutionen zu fordern. Am wirksamsten ist es, die Forscher in dem Moment in direkten Kontakt miteinander zu bringen, da sie das Bedürfnis haben, mit den Kollegen anderer Disziplinen zu interagieren. Es wäre eine konkrete Lösung dieses Problems, die Schaffung eines Kommunikationsservers zu fördern, der eigens den Forschern der Bildungswissenschaften gewidmet wäre.

Materiell gesehen, gibt es diesen Server schon, er beruht auf einem Server Unix SPARC 20 und die durch das INTERNET gebotenen Technologien[16], insbesondere das WWW[17] und den MOO[18]. Die Erfahrung, die TECFA in den europäischen Programmen (DELTA, HCM[19]) gesammelt hat, lässt die Behauptung zu, dass die Effizienz der Forschung unter anderem durch die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen Zentren durch miteinander verbundene Informatiknetzwerke bedingt ist. Gewisse Wissenschaftlergemeinden, wie die Biologen und Ärzte, nutzen schon solche Kommunikationssysteme. Es ist zu betonen, dass dieses Projekt nicht danach trachtet, eine zusätzliche institutionelle Struktur hervorbringen (es gibt schon genug davon!), sondern die materiellen Bedingungen für die Erleichterung der Kommunikation und des Austauschs zwischen den vorhandenen Zentren schaffen will. Das Projekt gibt auch nicht vor, dass ein solcher Server die Arbeitsgewohnheiten der Forscher schnell ändern wird, aber es ist jetzt bewiesen, dass diese Technologie eine langfristige Auswirkung auf die Organisationsweise und die Entwicklung der wissenschaftlichen Gemeinden hat.

Organisation des Servers

Die Operation besteht darin, auf dem Server Räume zu definieren für jede Organisation, die einen Dienst eröffnen möchte (Abb. 2). Diese Räume und der Inhalt der den Benutzern zur Verfügung gestellten Informationen stehen unter der Verantwortung der betroffenen Zentren und können von den Räumlichkeiten der betroffenen Zentren aus über Internet konsultiert und verwaltet werden.

Eine gemeinsame Schnittstelle und eine zentrale Empfangsseite ermöglichen dem Benutzer, leichter von einem Zentrum zum anderen überzugehen und eventuell Informationsseiten und gemeinsame Tätigkeiten anzubieten.

Die gemeinsame Schnittstelle kann die Raummetapher der MOO-Server benutzen, d.h. eine grafische räumliche Darstellung der verschiedenen Orte, auf die der potentielle Benutzer zugreifen kann. Dieser bewegt sich zwischen den Diensten, wie er dies auf einer geografischen Karte tun würde. In der Zukunft könnte dieser Raum auch Gegenstand ehrgeizigerer Projekte werden, wie es sie schon in bestimmten virtuellen Gemeinden gibt (Konferenzen, Fernversuche).

Welche Dienste könnte ein solcher Kommunikationsserver der Wissenschaftsgemeinde bieten?

- Einen leichten Zugriff auf einen einheitlichen Server von einem beliebigen Computer aus, der (über einen eigenen Standort oder per Modem) mit Internet verbunden ist; dies durch die Verbreitung eines "Beginner's Kit" und die Verbreitung einer Online-Dokumentation für die Inbetriebnahme und die Benutzerunterstützung während der Versuchsphase;

-einen Dienst zur raschen und gezielten Verbreitung der Forschungsergebnisse: Preprints, Berichte, Forschungsmitteilungen, Dokumentation über die Teams, Dokumentation über die durch die verschiedenen Forschungsteams entwickelten Themen. Diese Bereitstellung kann geschehen nach einem Hypertextformat (am Computer konsultierbar) oder einem Postscriptformat, das von den originalen elektronischen Dokumenten aus gedruckt werden kann. Es wäre auch möglich, interaktivere Funktionen hinzuzufügen, damit die Teilnehmer aus der Entfernung Notizen machen können, um ein verbreitetes Dokument zu ergänzen, über es Kommentare zu machen und den Besitzer hiervon zu unterrichten;

- Organisation eines permanenten Forums für Online-Konferenzen dank der durch den MOO-Server von TECFA gebotenen Möglichkeiten; der Server wurde schon im Rahmen des europäischen Projekts "Virtual Mobility and Distributed Laboratories" (Programm HCM der Europäischen Gemeinschaft). Neue, besser an die Schweizer Situation angepasste Funktionen und die Schaffung "virtueller" Auditorien sollten unter anderem die verschiedenen Arbeitsgruppen der SSRE# (insbesondere die Gruppe "Educational Technologies") dynamisieren. Ein solches Dispositiv könnte z.B. versuchsweise bei der Vorbereitung von Studientagen oder Konferenzen eingesetzt werden;

- Kreation thematischer Seiten über die verschiedenen durch das NFP 33 abgedeckten Themen auf Grundlage der weltweit im WWW verfügbaren Ressourcen (ein Beispiel für solche Ressourcen ist schon auf unseren Seiten "Educational Technologies" verfügbar). Diese Funktion repräsentiert einen wichtigen Trumpf für die Integration der schweizerischen Forschung in die internationale Gemeinde.

Was wäre von einem solchen Versuch zu erwarten?

Die experimentelle Phase würde über eine Periode von 2 Jahren laufen; eine vorläufige Bilanz würde nach dem ersten Jahr Betrieb gezogen. Diese Phase würde die Einrichtung des Servers, die Benutzerunterstützung, die Übertragung der Dokumentation in das WWW-Format und die Erstellung der thematischen Seiten einschliessen, und sie würde einer qualitativen und quantitativen Bewertung über ihre Nutzung und ihre Wirkung in der Gemeinde unterzogen. Ein solches Projekt hätte mehrere Vorteile:

- Es würde eine stärkere wissenschaftliche Zusammenarbeit und eine höhere Kohärenz zwischen den verschiedenen Forschungsprogrammen fördern und so die Schaffung fester und von allen geteilten Forschungsparadigmen fördern;

- es könnte eines der Aufwertungsinstrumente für die Arbeiten des NFP 33 sein (insbesondere bei der Verbreitung der verschiedenen Trendberichte und für die Vorveröffentlichungen);

- es könnte auf Grundlage einer zuverlässigen, zukunftsträchtigen und dauerhaften Technologie zum Kern eines authentischen Informationssystems für die Bildungsforschung werden;

- es könnte für die Wissenschaftsgemeinde ein Raum zur Ausbildung in diesen Technologien sein. Die Integration der NIT in die Schule erfolgt über eine unumgängliche Phase der Aneignung der Instrumente durch die Lehrer und ihre Ausbilder. Die Nutzung des Servers im Rahmen des NFP 33 trüge ohne Zweifel zur Schaffung eines angemessenen Kontextes für diese Aneignung bei;

- es könnte die Gelegenheit zu einer qualitativen und quantitativen Bewertung geben, die vielleicht zu wissenschaftlichen Publikationen über das Thema der "virtuellen" Schule führen (zu entwickelndes Projekt).

Sollte der Versuch nach ein oder zwei Jahren Betrieb eingestellt werden, wären die investierten Summen nicht verloren, denn jede Organisation könnte ihre Dateien wieder zurückholen, um ihren eigenen Server aufzubauen. Zudem könnte die durch die Mitarbeiter der Zentren gewonnene Erfahrung wieder eingesetzt werden, denn die Technologien, die auf den Funktionen des INTERNET basieren, haben dank ihrer weltweiten Verbreitung eine sichere Zukunft vor sich.


[16] Adresse Internet: http://tecfa.unige.ch
[17] World Wide Web
[18] (Mud Oriented Object-programming) Mehrfachnutzer-Umgebung, die eine synchrone Kommunikation zwischen den Teilnehmern ermöglicht.
[19] Human Capital and Mobility
Organisation des Servers
Welche Dienste könnte ein solcher Kommunikationsserver der Wissenschaftsgemeinde bieten?
Was wäre von einem solchen Versuch zu erwarten?

Nationales Forschung Programm 33 - 29 JAN 1996

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