- Die Standardarbeit zu diesem Thema ist in der Schweiz unbestritten die Publikation von Professor Karl Frey von der ETHZ (Frey, 1989). Frey bietet in dem Artikel eine sehr vollständige Übersicht zu diesem Thema, indem er einen originellen, als "meta-analytisch" bezeichneten Standpunkt einnimmt. Die Methode besteht darin, eine grosse Zahl Beobachtungen über einen Wirksamkeitsindex zusammenzufassen (Einzelheiten siehe die Fallstudie). Ausser diesem Bericht hat K. Frey viele Artikel veröffentlicht, die einem mehr oder weniger unmittelbaren Bezug zu den NIT stehen: eine Bilanz über die Bildungssoftware; eine Studie über die Charakteristika der Lehrer, die die Informatik nutzen oder nicht; einen Artikel über die Bildungsökonomie in ihrem Bezug zur Anwendung der Informatik in der Schule; eine Bewertung der Position der Schweiz auf internationalem Feld. K. Frey bereitet für 1995 einen neuen Bericht über die Neuen Informationstechnologien vor, der die Ergebnisse einer Umfrage enthalten wird, die bei 20'000 Soldaten in der dritten Woche der Rekrutenschule durchgeführt wurde. Ziel der Umfrage ist es, den Kenntnisstand der jungen Schweizer über die Informatik (computer-litteracy) zu sondieren. Die jungen Frauen sollen in der Studie ebenfalls berücksichtigt werden.
Frey, K. (1989) - Auswirkungen der Computerbenutzung im Bildungswesen. Bildungsforschung und Bildungspraxis, 11.
Frey, K. (1990) - Economie de l'éducation: quelques considérations sur l'informatique à l'école selon l'état de la situation en suisse en 1989. IRDP, Neuchâtel.
Frey, K. & Niederer, R. (1992) - Informatik: Wo steht die Schweiz im internationalen Vergleich ? Schweizerische Blätter für beruflichen Unterricht, 117.
- Kurt Reusser von der Universität Zürich erstellt derzeit eine vergleichende Analyse über die Dialoge zwischen Schülern, die ein Algebraproblem in einer konventionellen Situation und mittels des von ihm entworfenen Programmes HERON lösen (siehe Fallstudie). Er denkt, dass zur Bewertung von CGU-Programmen "intelligente" Kriterien gefunden werden müssen. So ist es z.B. nötig zu verstehen, dass selbst in den Fällen wo keine quantitative Leistungsverbesserung beobachtet wird, die Anwendung dieser oder jener Methode, welche das logische Denken des Schülers langfristig verändert, von Vorteil sein kann.
Staub, F.C., Stebler, R., Reusser, K. & Pauli, C. (1994) - Improving Understanding and Solving of Math Story Problemes Through Collaborative Use of a Computer Tool (HERON). University of Zürich, Switzerland.
- Die Gruppe "Forschung und Entwicklung" des LEAO[5] (ETHL, Lausanne) bewertet die den Studenten zur Verfügung gestellten Softwareprogramme anhand von Zufriedenheitsfragebögen. Obwohl sie oft das Vorhaben gefasst haben, räumen sie ein, dass sie genauere und systematischere Studien sowohl aus Mangel an finanziellen Mitteln wie auch aus deontologischen Gründen nicht durchführen konnten. In der Tat stellt sich ein Problem, das für viele Orte gilt: Es ist nicht einfach, in einer Institution zu experimentieren, die Diplome vergibt. Die Studenten akzeptieren es nur schwer, für dasselbe Examen verschiedenen Unterrichtssystemen unterworfen zu sein.
- Die Abteilung TECFA der Universität Genf hat Forschungen über die kognitiven Auswirkungen angestellt, welche durch das Erlernen der Programmierung bei 10 bis 12jährigen Kindern hervorgerufen werden (Mendelsohn, 1988 und 1990). Diese Arbeiten haben die von anderen Forschern erhaltenen Ergebnisse bestätigt (Pea & Kurland, 1984; Littlefield & al, 1989; de Corte & al., 1991). Die Arbeiten haben gezeigt, dass es keinen spontanen Kompetenztransfer zwischen dem Erlernen der Programmierung und hohen Fähigkeiten gibt, wenn diese ausserhalb des Lernkontextes beansprucht werden (z.B. bei der Planung einer Wegstrecke). Der Transfer wird nur in den Situationen beobachtet, in denen er explizit unterrichtet wird. Er hängt also mehr von der Unterrichtsweise als vom eigentlichen Wert der Software ab. Diese Ergebnisse werfen methodologische und theoretische Probleme auf, die ihre Verlängerung in der Investition finden, die das Team beim Programm des ESF "Learning in Human and Machines" getätigt hat. P. Mendelsohn nimmt seit nun zwei Jahren an den von diesem Programm unterstützten Arbeiten der Gruppe "Situated Learning and Transfer" teil.
De Corte, E., Verschaffel, L. & Schrooten, H. (1991) - Cognitive effects of learning to program in LOGO: A one-year study with sixth graders. In E. De Corte, M. Linn, H. Mandl & L. Verschaffel (Eds), Computer-based learning environments and problem-solving (NATO-ASI Series. Computer and System Sciences). Berlin: Springer.
Mendelsohn, P. (1988) - Les activités de programmation chez l'enfant: le point de vue de la psychologie cognitive. Technique et Science Informatiques, 7(1), 27-38.
Pea, R. & Kurland, (1984) - On the cognitive effects of learning computer programming. New Ideas in Psychology, 2(2), 137-168.
- Die Abteilung TECFA der Genfer Universität hat auch 1993-94 das Multimediaprogramm MACHINA CARNIS in einer realen Unterrichtssituation in einem Medizinkursus des ersten Studienzyklus bewertet. Diese von F.D. Giezendanner in Zusammenarbeit mit Professor Girardier (CMU) geschaffene Anwendung ermöglicht das Unterrichten der Elektrokardiologie und der Regulierung des Blutkreislaufs. Für das Experiment wurde sie sowohl zur Veranschaulichung und Unterstützung gewisser Teile der Vorlesung wie auch als Grundlage für die praktischen Übungen eingesetzt. Die Ergebnisse dieses Versuchs wurden in einem Bericht festgehalten, dessen Veröffentlichung im Gang ist.
Peraya, D., Mendelsohn, P. & Giezendanner, D. (1994) - Rapport de recherche sur l'utilisation d'un logiciel multimédia en situation réelle d'enseignement, TECFA-FPSE, Université de Genève
Hinsichtlich des Themas der Softwarebewertung steht die schweizerische Forschung auf einem Niveau, das mit dem der anderen europäischen Länder vergleichbar ist. Das liegt vermutlich daran, dass diese Thematik per Definition tief durch die kulturellen Eigenheiten und die verschiedenen Bildungssysteme der Nationen gezeichnet sind. Es kommt auch daher, dass für diese Art Forschung die klassische, in den Situationen zur Bewertung von Schulversuchen eingesetzte Methodologie angewandt wird und dass die Verwirklichung eines Projekts dieser Art in technischer Hinsicht keine wirklich aufwendigen Mittel erfordert.