Die Methode der Informatik: die Formalisierung

Die Techniken der künstlichen Intelligenz

Die Techniken der künstlichen Intelligenz haben sich ab dem Beginn der siebziger Jahre als alternative Lösung zur Konzeption der CGU-Software durchgesetzt (Dillenbourg und Martin-Michiellot, 1995). Unterschiedliche Gründe haben die Wissenschaftler dazu gebracht, die Techniken der künstlichen Intelligenz (KI) auf die Bildungssoftware anzuwenden: Zum einen suchten die Entwickler von Unterrichtsprogrammen leistungsfähigere Techniken für die Konstruktion von Systemen, zum anderen fanden Forscher aus Informatik und kognitiver Psychologie eine Gelegenheit, neue Techniken oder neue theoretische Modelle zu entwickeln und zu testen. Wir können hier keine Übersicht über die vielen Ideen, Techniken und Systeme geben, die in den vergangenen 15 Jahren Forschung über künstliche Intelligenz und Bildung (KI&Bildung) entwickelt wurden. Der an diesem Thema interessierte Leser kann die Überblicksdarstellung von Wenger (1987) lesen, die zwar nicht neuesten Datums ist, aber einen ausgezeichneten Einblick in die von KI&Bildung entwickelten Ideen und Prinzipien gibt. Wir werden uns hier auf das stabilste Korpus an Arbeiten konzentrieren, das den Kern von KI&Bildung bildet. Es gibt andere Anwendungen der KI-Techniken wie die Verarbeitung der natürlichen Sprachen, die Planung, das automatische Lernen usw., aber sie würden den Rahmen dieser Darstellung sprengen. Der Beitrag dieser Techniken kann in drei Punkten zusammengefasst werden:

1. Der hauptsächliche Beitrag der KI zur Bildungs- und Schulungssoftware ist die Möglichkeit Kompetenz zu modellieren. Diese Fähigkeit ist die wesentliche Eigenschaft der auf der KI basierenden Unterrichtsprogramme: Das System ist fähig die Probleme zu lösen, die der Lernende lösen muss. Das System ist auf dem Unterrichtsgebiet kompetent. Natürlich können andere Programmiertechniken eine korrekte Lösung erzeugen. Der Beitrag der KI-Techniken liegt weniger in ihrer Fähigkeit, eine korrekte Lösung zu erzeugen, als in der Art, wie diese Lösung konstruiert wird. So wurden beispielsweise komplexe KI-Systeme entworfen, um das Lösen einer einfachen Subtraktion wie '294 - 98' zu modellieren, obwohl jede beliebige Computersprache die richtige Lösung liefern kann (Brown & Burton, 1978).

2. Diese modellierte Kompetenz erlaubt dem System Interaktionen durchzuführen, die nicht möglich wären, würde es mit vorab gespeicherten Lösungen arbeiten. Tatsächlich ermöglichen die KI-Techniken im Verlauf der Problemlösung Interaktionen zwischen dem Lernenden und dem Experten. Obwohl die KI ursprünglich entworfen wurde um die menschliche Intelligenz nachzubilden, liegt aus der Sicht der Unterrichtsprogramme die Qualität der KI-Techniken nicht im Grad ihrer psychologischen Genauigkeit, sondern in dem Mass, in dem sie die Realisierung interessanter Interaktionen ermöglichen.

3. Die durch die KI-Techniken berücksichtigten Formen der Interaktion sind wichtig, wenn es darum geht, die zur Lösung komplexer Probleme notwendigen Kompetenzen zu erwerben. Andere Lernziele können mit einfacheren Interaktionstechniken wie Multiple-Choice-Fragen erreicht werden. Da die Entwicklung einer auf KI beruhenden Software kostspieliger ist als ein klassisches Unterrichtsprogramm, sollten diese Techniken nur benutzt werden, wenn sie wirklich notwendig sind.

* Brown J.S. and Burton, R.R. (1978): Diagnostic models for procedural bugs in basis mathematical skills. Cognitive Science, vol. 2, S. 155-191.

* Dillenbourg, P. and Martin-Michiellot, S. (1995): Le rôle des techniques d'Intelligence Artificielle dans les logiciels de formation. CBT, Learntec.

* Wenger, E. (1987): Artificial Intelligence and Tutoring Systems: Computational and cognitve approaches to the communication of knowledge. Los Altos: Morgan Kauffmann Publishers.



PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

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