Abschnitt 2: Ansatz nach disziplinen: perspektivierung der methoden
Die Soziologie und die Bildungsökonomie
Felder D. (1989) - L'informythique, ou l'invention des idées reçues sur l'ordinateur à l'école. Cahiers du Service de la Recherche Sociologique, nû29.
Hutmacher, W. (1989) - Introduction au rapport d'activité du service de la recherche sociologique. Genève: Département de l'Instruction Publique.
Die Bildungssoziologie
Die NIT haben in einer mehr anwendungsorientierten Perspektive mehrere Forschungsströmungen hervorgebracht, die unter die angelsächsische Konzeption der "technologies assessments" fallen. Die Veröffentlichungen der Zeitschrift "Technologies de l'Information et Société" sind gute Beispiele für diese Fragestellungen, die im übrigen weit über das Feld der Bildung hinausreichen. Hierbei unterscheidet man:
- Die Untersuchung der Aneignung der Technologien durch die Anwender, die Bildung "ökologischer Nischen" und die Form der Benutzung (Mallien et Toussaint, 1994, Perriault, 1989). Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass technische Gegenstände oft ihrem ursprünglichen Zweck, d.h. dem von den Erfindern definierten Zweck entfremdet werden. So war beispielsweise das Telefon ursprünglich für die akustische Liveübertragung kultureller Ereignisse gedacht: Konzerte, Opern usw. Erwähnt sei der Fall des Minitel, der Beispiel einer aussergewöhnlichen Zweckentfremdung ist: Anhand zahlreicher Studien konnte man gleichsam in Realzeit das Entstehen und die Entwicklung sozialer Gebräuche verfolgen, die durch die kostenlose Einführung dieses Gegenstandes in die Wohnungen der Franzosen hervorgerufen wurden. So wurden z.B. in Velizy die Beherrschung und die Aneignung des Endgeräts zum Gegenstand einer starken Konkurrenz zwischen den Mitgliedern der Familien. Die Väter und die Söhne waren besonders empfindlich für die symbolische Überfrachtung, der das Gerät zum Opfer fiel. Die Autoren (Marchand und Ancelin, 1984) haben insbesondere die folgende Hypothese aufgestellt: Die Familienväter hätten versucht, über die magische Kraft, welche die Werbediskurse auf das Gerät übertragen hatten, die väterliche Autorität wiederherzustellen.
Mallien, P. et Toussaint, Y. (1994) - L'intégration sociale des technologies d'information et de communication: une sociologie des usages. Technologies de l'information et société, Vol. 6, Nû 4, 315-335.
Marchand M., Ancelin C. (1984) - Télématique. Promenade dans les usages. Paris, La Documentation Française.
Perriault J (1989) - La logique des usages. Paris, Flammarion.
- Die untersuchten Aneignungszyklen von Innovationen im schulischen Milieu (Huberman, 1992), welche die Ergebnisse identischer Untersuchungen in verschiedenen sozioprofessionellen Milieus (namentlich Rogers, 1988 oder Carroll, 1989). Der erste Verfasser betont die Dynamik der Annahme der Innovation: Die Benutzer unterteilen sich an verschiedenen Zeitpunkten des Prozesses in verschiedene Gruppen. Demnach unterschiede man die Erneuerer (2,5 %), die frühzeitigen Anpasser (13,5 %), eine frühzeitige Mehrheit (34 %), eine späte Mehrheit (34 %) und schliesslich die Nachzügler (16 %). Der zweite Verfasser schlägt den Begriff "task-artifact cycle" vor, der der oben erwähnten ökologischen Nische nahesteht, um zu erklären, wie sich das Verhalten des Benutzers ändert, um das Instrument anzunehmen und wie letzteres im Gegenzug das Verhalten des Benutzers ändert. Schliesslich könnten Studien wie jene von Punie u.a. (1994), die den Begriff der Innovation hinterfragen, diesem Gebiet angegliedert werden: Die Innovation muss dem Benutzer sowohl in wirtschaftlicher wie in praktischer Hinsicht einen relativen Vorteil über die existierenden Situationen und Vorteile bieten.
Huberman M. (1992) - L'appropriation de l'informatique en classe. In Vieke, A. (Ed.), Intégration de l'informatique en classe. Genève, Service informatique de l'enseignement primaire.
Punie Y., Veller A., Verhoest P., Burgelman J.C. (1994) - La diffusion des innovations télématiques selon le point de vue des utilisateurs: les cas des petits utilisateurs professionnels, Technologies de l'information et société, 6(3), 220-248.
Rogers E.M. (1988), - Diffusion of innovations, New York, Free Press.
- Der Wandel der sozialen Beziehungen und der Arbeitsbeziehungen in den Unternehmen infolge des Wachstums der Telearbeit (insbesondere Kouloumdjian, 1994). Es handelt sich hierbei um ein ziemlich neues Forschungsparadigma, insofern die Telearbeit sich gerade zu entwickeln beginnt. Die Association de Psychologie du Travail en Langue Française hat dieses Thema an ihrem im September 1994 in Neuenburg organisierten Kolloquium ausführlich behandelt. Die ersten Studien zu Experimenten im beruflichen Milieu scheinen dem herrschenden Diskurs zu widersprechen, der die Telearbeit durch ihre kanonischen Vorteile präsentiert: flexible Arbeitszeiten, Möglichkeit für die Frauen, zuhause zu arbeiten usw. In Wirklichkeit scheint die Telearbeit die Kontrolle über die Arbeitsbedingungen zu verstärken und dabei die Arbeiter gleichzeitig von ihrem sozialen Leben und damit von den Verhandlungs- und/oder Entscheidungsinstanzen abzuschneiden, zu denen sie normalerweise an ihrem Arbeitsplatz Zugang hätten.
- Die Nutzung der durch den Computer vermittelten Kommunikation in den Unternehmen ruft heute viele ähnliche Bedenken hervor. Lange Zeit hat man geglaubt, sie würde in den Organisationen als demokratischer Faktor wirken, indem sie die horizontale Kommunikation begünstigt und jedem den gleichen Zugang zur Kommunikation gewährleistet. Jüngere Studien wie die von Monatavani (1994) scheinen zu zeigen, dass dem nicht immer so ist. Die sozialen Beziehungen in der Gruppe dominieren und werden manchmal sogar noch verstärkt.
Kouloumdjian, M.F. (1994) - Mediasystème et interaction sociale: problèmes de société, question d'épistomologie. Communication au Congrès de l'APTLF "Technologies de la communication épistémologie interaction sociale médiatisée" (sept. 1994) ( à paraître).
Montavani G. (1994) - "Is Computer-Mediated Communication Intrinsically Apt to Enhance Democracy in Organisations ?" In Human relations, 47(1), 1994.
- An dieses Thema geknüpft sind Forschungen, die versuchen, Technologie und Politik, technologische Entwicklung und soziale Entwicklung miteinander zu verbinden (Williams & Pavlick, 1994). Der von Roquelpo (1994) vorgeschlagene Begriff "Techno-Natur" trägt der zunehmend komplexeren "Verkünstlichung" unserer Umgebung und damit allen sozialen Lebens Rechnung. Nun ist aber ein grosser Teil der Aktivität unserer Gesellschaft dem Funktionieren und der Unterhaltung dieser Techno-Natur gewidmet, die damit zu einem grundlegenden politischen Problem wird.
Roquelpo P. (1983) - Le savoir décalé. In L. Sfez & G. Coutlée, Technologies et symboliques de la communication. Grenoble: PUG.
Williams F. and Pavlick J.V. (1994) - The People's Right to Know: Media, Democracy, and the Information Highway. Hillsdale, New Jersey: Lawrence Erblaum Associates.
- Schliesslich hat Moles (1981) eine Bewertung der NIT entwickelt, die auf einer Konzeption ihrer unterschiedlichen Kosten fusst. Die Originalität des Ansatzes liegt in der Konzeption und Definition des Kostenbegriffs: So erwägt der Autor beispielsweise die symbolischen Kosten, die Lernkosten, die Verzichtskosten, die wirtschaftlichen Kosten, die Übermittlungskosten, die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Übermittlung usw. Es ist zu bedauern, dass der Autor oder andere Forscher nie versucht haben, dieses Modell der Erprobung durch konkrete Analysen zu unterziehen.
Moles A. (1981) - L'image communication fonctionnelle. Tournai: Casterman.
Die Bildungsökonomie
Die Bildungsökonomie ist eine junge Disziplin. Die Theorie des menschlichen Kapitals taucht in den sechziger Jahren auf, und man beginnt die wissenschaftliche Untersuchung der Relation zwischen den Ausgaben im Bildungswesen und die hieraus resultierenden Gewinne. In der Schweiz war der Enthusiasmus der sechziger Jahre nicht von Dauer, und heute ist die Bildungsökonomie eine von den Wirtschaftswissenschaftlern relativ vernachlässigte Disziplin. Grin (1994) erklärt das Fehlen von Publikationen durch die relative Jugend dieses Forschungsgebiets und die Probleme, die der interdisziplinäre Forschungsansatz aufwirft, den es impliziert.
Der Unterricht "über" die Informatik und "mit" der Informatik ist ein Sonderfall, weil er eine kostenspielige und sich rasch entwickelnde Ausrüstung erfordert. Hanhart (1983) betrachtet die Informatik in der Schule unter verschiedenen Gesichtspunkten: die Analyse der Ausgaben, die Messung der Kosten, die Bewertung der Effizienz und die Frage der Finanzierung. Die Ausgaben können klassifiziert werden nach dem Zeitpunkt, zu dem sie stattfinden, nach ihrer Art und nach ihrem Zweck. Es stellt sich heraus, dass die Messung der Kosten ein Problem stellt: Die Kosten variieren gemäss der Benutzerzahl und der Nutzungszeit einer Arbeitsstation. Es scheint, dass die angemessene Masseinheit die Kosten der Schülerstunde sind. Im Gegensatz zur Effizienzanalyse, die danach trachtet, die durch ein Projekt erzeugten Kosten zu bestimmen, ist die Effektivitätsanalyse die Messung über den Grad, in dem ein Ziel verwirklicht wurde. Infolgedessen kann das Kosten-Effektivitätsverhältnis genutzt werden, um zwischen zwei technologischen Alternativen zu wählen.
Hanhart S. (1983) - L'apport des économistes aux sciences de l'éducation. Education et Recherche, 5, S. 37-46.
Grin, F. (1994) - L'économie de l'éducation et l'évaluation des systèmes de formation. Bern Universität: PNR 33.
- Die Bildungssoziologie
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- Die Bildungsökonomie
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Nationales Forschung Programm 33 - 29 JAN 1996
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