Abschnitt 6: Prospektiver Ansatz: Handlungsvorschläge

Vorschlag Nr. 3

Entwicklung der Forschung über die Auswirkung der NIT auf die Unterrichtsfächer und die pädagogische Praxis.

In der Schweiz ist dieser Forschungssektor im Vergleich zu unseren Nachbarländern nur schwach entwickelt. Um sich hiervon zu überzeugen, genügt es, die wissenschaftlichen Zeitschriften in englischer Sprache zu konsultieren (Journal of Computer Assisted Learning, Journal of Computer-Based Instruction,...). Dies ist vermutlich auf die spezifische Situation der Schweiz und ihre kantonalen Forschungsstrukturen im Bildungswesen zurückzuführen. Im übrigen haben wir festgestellt, dass nur wenige Universitäten oberhalb der kritischen Schwelle liegen, die ihnen die Schaffung echter Labors für diese Art von Forschung ermöglichen würde. Der Versuch, der in Genf mit dem TECFA-Team durchgeführt wurde, bleibt eine Ausnahme, aber dessen Eingliederung in die Gruppe der Forscher für Erziehungswissenschaften ist noch nicht genügend gefestigt, um Forschungen über dieses Thema zu betreiben. Auch die Teams für Didaktik haben auf diesem Gebiet eine wichtige Rolle zu spielen, insofern sie vorrangig durch die Auswirkung der NIT auf die Fächer betroffen sind. Die Arbeiten, die um ELMO (Lesen) oder CABRI Géométre realisiert worden sind, haben bewiesen, dass die Durchführung der Studien über die Auswirkung dieser Programme durch die Didaktiker ein wirksames Mittel für deren Integration in die Bildung ist. Die Lehrer haben weder die Zeit noch die nötige Ausbildung, um diese Art von Forschung alleine zu praktizieren.

Dem Wandel in Wissen und Fertigkeiten Rechnung zu tragen, stellt jedoch für die Institution Schule eine Herausforderung dar. Die Forscher, die wir trafen, verwiesen alle auf den sich erweiternden Graben zwischen den in der Schule unterrichteten Inhalten und jenen, die für das Verständnis der Ereignisse ausserhalb der Schule erforderlich sind. Einige mögen denken, dass dieses Argument abgenutzt ist und dass dieser Graben in der Vergangenheit stets gut überwunden wurde (insbesondere zur Zeit des Aufstiegs der audiovisuellen Techniken), aber diese abwartende Haltung droht einen entscheidenden Faktor ausser acht zu lassen: die allmähliche Entwertung bestimmter schulischer Lerninhalte. Im Gegensatz zum Fernsehen haben die NIT die Welt der Arbeit erobert und bestimmte Berufe tiefgreifend verändert. Werden es die Arbeitgeber noch lange akzeptieren, dass Jugendliche auf den Arbeitsmarkt kommen, die für den Gebrauch der Standardcomputeranwendungen kaum oder gar nicht ausgebildet sind? Von dieser "Dequalifizierung" profitieren heute die traditionellen privaten Bildungsinstitute, morgen werden es die Unternehmen sein, die auf den Netzwerken "schlüsselfertige" Lehrgänge anbieten werden.

Ein solches Forschungsprogramm setzt einen kollektiven Bewusstwerdungsprozess aller Sozialpartner sowie die Schaffung von Koordinationsinstanzen voraus, die sich die Zeit nehmen, über die zu planenden Veränderungen nachzudenken. Die Pädagogen und Didaktiker können nicht alleine über diese Veränderungen entscheiden; sie müssen mit den Soziologen und den Verantwortlichen der verschiedenen Berufssparten und Wirtschaftssektoren zusammenarbeiten. Ein grosses permanentes Projekt muss unter der Leitung eines Organs auf Bundesebene und unter Mitwirkung der Organisationen für die Koordination der Bildungsforschung (SKBF, SFIB, IRDP, ZBF) in die Wege geleitet werden.



PNR33 - NFP33 - 8 NOV 1996

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