Telekommunikation für Blinde
A
A010
Résumé, summary
Sehgeschädigten Schülerinnen und Schülern soll es unter Verwendung der vom Informatik-Unterricht her bekannten sehgeschädigtenspezifischen Hilfsmittel für den Zugang zum PC möglich werden, die durch die Elektronik bestehenden Möglichkeiten der Kommunikation zu nutzen, um:
- sich Informationen zu beschaffen und Informationen über sich weiterzugeben,
- Kontakte mit Schülern anderer Schulen - anderer Länder - anderer Behinderung - aufzubauen und zu pflegen.
Schon bei der Bewerbung um die Zuerkennung des Projekt-Status war klar, daß während der Laufzeit des Projekts nicht alle vorgegebenen Ziele erreicht werden können. Prüfung und Anschaffung so vieler Geräte und die Einarbeitung in die elektronischen Kommunikationssysteme für die Betreuer des Projekts konnten nicht in kurzer Zeit geschehen. Die Genehmigung von Unterstützungen bei Sponsoren (IBM) konnte durch die Projekt-Werber nicht beschleunigt werden. Erst im Junuar 1993 stellte die Post den Telefonanschluß her, daher war erst ab diesem Zeitpunkt elektronische Kommunikation möglich. Die Zeit wurde insofern genützt, als die Schüler so weit wie möglich offline auf die Möglichkeiten der Telekommunikation vorbereitet wurden.
- Für die Schüler sind besonders die elektronisch angebahnten Kontakte Anreiz dafür, sich intensiv mit elektronischen Systemen und den Blindenhilfsmitteln zur Nutzung dieser Systeme zu beschäftigen. Besonders wichtig sind von Beginn an der Kontakt zur Blindenschule in Marburg, zu Schulen für Behinderte über das IBM Mailing System und zu Schulen im In - und Ausland über die Telebox der Radio Austria. Das BTX-System ist vor allem für den Telefonisten-Lehrgang interessant, da es die Möglichkeit bietet, das Elektronische Telefonbuch für ganz Österreich abzufragen.
- Für Lehrer ist der Zugang zu Informationen besonders wichtig, vor allem die Nutzung von Internet: Zugang zu den Katalogen der Universitätsbibiliotheken über BIBOS; Beschaffung von Demo-Versionen von Rehabilitations-Software; Diskussionen mit Fachleuten im Behinderten-Bereich.
Der Abschluß des Projekts bedeutet teilweise den Abschluß der Arbeit des Projektleiters. Nun müssen das erworbene Wissen und die angeeigneten Fertigkeiten an Kollegen und Schüler weitergegeben werden. Vor allem das Sprachausgabesystem muß noch besser auf die Benutzung der Programme eingestellt werden. Der Umgang mit Blindenhilfsmitteln, Software und elektronischen Kommunikationssystemen muß vertieft werden, so daß die Abhängigkeit von Personen abnimmt und die Eigenkompetenz zunimmt.
Damit eine Schülerzeitung produziert werden kann, muß in den Umgang mit der HBS-Programm-Kette, welche die Umsetzung in die Punktschrift vornimmt, eingeführt werden.
Die große Stärke dieses Projektes ist, daß in relativ kurzer Zeit Ergebnisse zu erzielen waren, daß aber keine Anstrengung nur für sich selbst unternommen wurde, sondern daß Grundlagen geschaffen wurden, auf denen sehr gut aufgebaut werden kann. Das Ausschöpfen aller Möglichkeiten wird Jahre dauern!
Discipline, subject :
informatique
Informatik
computing/computer science
informatica
allemand
Deutsch
German
Tedesco
computing
computer science
german language
Public :
cycle d'orientation
Sek I, BWK
lower high school
ciclo d'orientamento
Contacts :
Schmid, Eric
Bundesblindeninstitut, Wittelbachstrasse 5
A-1020
VIENNA(AUSTRIA)
Tel : 01/218 68 66 13
Mail :
Fax :
Pédagogie, pedagogy :
Das Bundesblindenerziehungsinstitut ist eine besondere Schule - mehr als eine Schule - eine Ort zur Vorbereitung auf das Leben für Sehbehinderte. Dabei steht das Erlernen von alltäglichen Techniken wie Orientierung in der Welt der Sehenden und Arbeiten im Haushalt ebenso im Vordergrund wie eine Berufsausbildung. Jeder hat in dieser Schule die Chance nach seinen Möglichkeiten bestens gefördert zu werden. Das Erlernen der Schrift, die Absolvierung einer Schule und schließlich das Erlernen eines Berufes heben die Lebensqualität und entwickeln die Persönlichkeit unserer Schüler. Vom Kindergarten bis zur Handelsschule sind unsere Schüler mit speziellen Trainingsprogrammen betreut. Kommunikation stellt dabei immer das wesentliche Merkmal aller Aktivitäten dar. Behinderte können und müssen in der Gesellschaft einen Platz finden.
Das IFIP-Projekt bot eine Chance zusätzlich zu den bewährten Methoden der Schulung von Kommunikation durch die Integration der Informatik neue zukunftsweisende Perspektiven für einen zusätzlichen Sinneskanal für Blinde und Sehbehinderte zu eröffnen. Über die eigentlichen Informationen hinaus wurde damit ein praxisbezogener Aspekt der Bedeutung für die Ausbildung im Informatikbereich gefunden.
Apprentissage, learning :
Telekommunikation für Blinde ist die Möglichkeit aktuelle Informationen aus allen Lebensbereichen zu erhalten. Dabei ist das Abfragen des Kontostandes auf der Bank ebenso wichtig, wie Kontakte mit anderen Behinderten auf der ganzen Welt. Durch die technischen Hilfsmittel kann der Sehbehinderte vom Bildschirm Informationen lesen. Die elektronische Post ermöglicht es in Zukunft die Behinderten noch mehr in die Gesellschaft zu integrieren.
Enseignement, teaching :
Die Informatik schafft für Behinderte einerseits eine große Chance der Kommunikation, andererseits sind auch einige Hürden im Umgang mit Computern zu nehmen. Das selbstverständliche Umgehen mit Computern und damit eine bessere Vorbereitung auf die Arbeitswelt sind sicher ein hervorstechendes Ergebnis dieses Projektes. Schüler, die bis jetzt auf Sprache oder spezielle Schrift angewiesen waren, können mit dem Computer weltweit in der Gesellschaft kommunizieren. Für die Zukunft ist die Bedeutung dieser Möglichkeit noch nicht abzusehen.
Schreiben, Verstehen, Denken, Mitteilen und Kommunizieren stehen für Deutsch besonders sehr im Vordergrund. Sich selbst, seine Wünsche und Freuden mit geschriebener Sprache zu vermitteln war für Sehbehinderte immer ein Problem. Mit der Nutzung des Computers tut sich so ein neue Möglichkeit der Nutzung geschriebener Sprache auf.
Technique :
Der Aufbau der notwendigen Kommunikationseinrichtungen wie geeignete Computer, Modems, Software, Telephonleitungen und ähnliches sind zeitraubende Vorbereitung rein technischer Natur. Dabei war einerseits die Firma IBM aber auch viele Spezialisten der Telekommunikation hilfreich tätig. Erst wenn die Technik selbstverständlich benutzt werden kann ist der Inhalt des Projektes - Telekommunikation für alle - auch wirklich in den Vordergrund zu stellen.
Société, society :
Die Kinder und auch die beteiligten Lehrer haben viel in der Beziehungsebene gelernt. Über den planmäßigen Unterricht hinaus haben wir viel voneinander im Umgang mit neuen Kommunikationsmöglichkeiten gelernt. Der Zusammenhalt aller Beteiligten, die Begeisterung gemeinsam etwas Neues zu entdecken waren unauslöschliche Erlebnisse. Sich nicht mehr allein zu fühlen, sondern über den Rand des eigenen Alltags mit Hilfe der Technik hinaus blicken zu können war für alle ein neues schönes Gruppengefühl.
Culture :
Das ganze Leben hängt vom kulturellen Umfeld ab. Erst wenn der Zugriff auf kulturelle Aktivitäten und Ergebnisse auch für Behinderte leicht möglich ist wird auch die Integration in die kulturelle Gesellschaft möglich. Kultur ist dabei auch als Kommunikation zu verstehen. Je mehr Beziehungen auch ein Blinder zu Menschen und Institutionen unterschiedlichster Ausprägung leicht aufbauen kann umsomehr wird er auch ein kultureller Mensch, der sich in viele Lebensbereiche einbringen kann.
Institution :
Für das Blindeninstitut ist dieses Projekt ein wesentlicher Bestandteil einer groß angelegten Strategie zur Erweiterung der Kontakte mit der Außenwelt. Damit soll der Bezug zum realen Leben und damit auch die Motavitation bei der täglichen Arbeit in dieser Sonderbildungsanstalt für Behinderte vergrößert werden. Als Bildungsinstitution in vielen verschiedenen Bereichen war dieses Projekt ein wichtiger Beitrag zur Hebung der Bedeutung des Unterrichts für die Zukunft.
Logistique :
Das Projekt war für ein halbes Jahr geplant und brachte einen hohen Zeitaufwand für die betreuenden Lehrer. Wie bei den meisten Pionierarbeiten ist der organisatorische Aufwand (Telephonate, Briefe etc.) relativ hoch anzusetzen. Da aber Grundlagen für die nächsten Jahre geschaffen wurden ist der Aufwand an Geld (Sponsorgelder und BMUK) sicher gerechtfertigt. Neben den ca. 100.000 öS sind auch die vielen Stunden der Lehrer und aller ³auswertigen Helfer² in Rechnung zu stellen.
Die Vorraussetzungen zur Nutzung von Telekommunikation sind nicht immer ganz leicht zu schaffen. Sei es, daß die Post lange benötigt den Telephonanschluß zu schaffen, sei es daß Modems, Programme und spezielle Computer für Blinde besorgt werden müssen. Die Einarbeitung in die Programme zur Kommunikation stellte noch eine weitere Herausforderung dar. Das Kennenlernen verschiedener Mailboxen und Netze, das Erlernen der Grundlagen der Telekommunikation sind sicher wesentliche Erfahrungen für die Zukunft.
Remarques, remarks :
Es wurde erstmals in Österreich der Versuch unternommen, mit Hilfe der modernen Kommunikationstechnik neue Wege für den Alltag von Blinden aufzuzeigen und dabei Erfahrungen für künftige Entwicklungen zu sammeln. Dabei ist neben den technischen Erfahrungen und Lösungen vor allem auch der soziale und kulturelle Aspekt einer echten Integration der Blinden hervorzuheben.