Abschnitt 3: Thematischer Ansatz: der Forschungsstand in der Schweiz

Thema 2: Die Forschung zu Lern- und Unterrichtsmodellen

Die Evaluation von Unterrichtssoftware wird als ein summativer Zugang zu den Lernprozessen betrachtet. Wie bei den Intelligenztests interessiert sich der Forscher weniger für die Analyse der in den untersuchten Situationen ablaufenden kognitiven Prozesse als für die Leistung des Subjekts. Es ist das Verdienst der Strömung, die aus der Forschung über die Anwendung der Techniken der künstlichen Intelligenz hervorgegangen ist, den Beweis erbracht zu haben, dass ein qualitativer und formaler Zugang zu den Unterrichtsprozessen auch fruchtbar sein kann (Mendelsohn und Dillenbourg, 1993). Erstes Ziel dieser Arbeiten ist es, Umgebungen zu konzipieren, deren Funktion es ist, Prozesse sichtbar zu machen. Diese Arbeiten, die in der Gruppe KI&Bildung (Mitglied der internationalen Vereinigung AACE) versammelt sind, sind in der Schweiz zweifelsohne nur schwach vertreten, aber sie bilden mit der Forschung der Themen 1 und 3 die Hauptquelle für wissenschaftliche Publikationen auf diesem Gebiet. Zwei Schweizer Teams arbeiten über dieses Thema: das von Reusser in Zürich und das von Mendelsohn und Dillenbourg in Genf. Eine der wichtigsten Eigenschaften dieses Ansatzes ist es, dass die mittels dieser Orientierung entwickelten Umgebungen die Rolle einer "Versuchsstation" für die Untersuchung der Prozesse des Wissenserwerbs übernehmen.

* Reusser K. (1990): From Text to Situation to Equation: Cognitive Simulation of Understanding and Solving Mathematical Word Problems. In H. Mandl, E. De Corte, N. Bennet & H.F. Friedrich (Eds), Learning and Instruction, European Research in an International Context, Vol. II, New York: Pergamon Press.

* Reusser, K. (1992): Kognitive Modellierung von Text-, Situations- und matematischem Verständnis beim Lösen von Textaufgaben. In K. Reiss, M. Reiss & H. Spandl (Eds), Maschinelles Lernen, Modellierung von Lernen mit Maschinen. Springer Verlag.

* Reusser, K. (1993): Tutoring Systems and Pedagogical Theory: Representational Tools for Understanding, Planning, and Reflection in Problem Solving. In Susanne P. Lajoie & Sharon J. Derry (Eds), Computers as Cognitive Tools. Hillsdale, New Jersey: Lawrence Erlbaum.

* Reusser, K. (im Druck): From Cognitive Modelling to the Design of Pedagogical Tools. In S. Vosniadou, E. de Corte, R. Glaser & H. Mandl (Eds), International Perspectives on the Psychological Foundations of Technology-based Learning Environments.

* Dillenbourg, P. (1992): The Language Shift: A mechanism for triggering metacognitive activities. In P. Winne & M. Jones, Adaptive Learning Environments: Foundations and frontiers. Hamburg: Springer-Verlag.

* Dillenbourg, P., Mendelsohn, P., Schneider, D. & Borcic B. (1994): Intelligent Learning Environments. In Remo Bless (Ed), 2nd NRP23: Symposium on Artificial Intelligence and Robotics. (September 29 1994, EPFL - Ecublens).

Dieser Forschungssektor ist ein Schlüsselsektor des Gebiets, insofern er im allgemeinen den Willen seitens der Teams widerspiegelt, sich mit den grundlegenden Themen der kognitionswissenschaftlichen Forschung auseinanderzusetzen. Die angewandte Methode (die Modellierung der Prozesse) und die bedeutenden Informatikentwicklungen, die für die Schaffung der diese Forschungen unterstützenden Umgebungen organisiert werden müssen, begrenzen zwangsweise die Zahl der akademischen Teams, die solche Projekte angehen können. Aus diesen Gründen bleibt die schweizerische Beteiligung an diesen Projekten relativ bescheiden, aber die von ihnen veröffentlichten Arbeiten finden in der wissenschaftlichen Gemeinde ein unleugbares Echo, wie die wiederholten Einladungen von P. Dillenbourg und K. Reusser zu internationalen Konferenzen bezeugen.



PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

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