Die Kommunikationswissenschaften

Die linguistische Pragmatik

Die Pragmatik untersucht hauptsächlich die Wirkungen der Sprache und die Redesituationen. An jeder Kommunikation kann man einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt unterscheiden. Letzterer drückt sich im wesentlichen durch die analogischen Kommunikationsformen aus: stimmliche Intonation, Mimik, Blick, Körperhaltung, Fortbewegung im Raum, proxemische Indikatoren, verschiedene Rituale usw. (Palo Alto, Goffman, 1974). Zudem beinhaltet die Struktur des verbalen Austauschs - sei er dialogisch oder konversational - eine Steuerung, die impliziten Regeln (Grice, 1979) und zahlreichen Verfahren zur Beseitigung von Zweideutigkeiten (Anscombre & Ducrot, 1983) folgt. Schliesslich kann ein Kommunikationsakt nur innerhalb eines Kontextes gelingen, in dem Vorstellungen über die Rollen jedes Gesprächspartners bestehen und somit eine gemeinsame Bezugskultur aufgebaut wurde (Recanati, 1980, Flahaut, 1979). Dies sind die Elemente, welche die Modellierung von Situationen vermittelter oder nicht vermittelter pädagogischer Kommunikation ermöglichen, anders gesagt von verbalen Interaktionen zwischen den verschiedenen Akteuren des Bildungs- bzw. Lernprozesses (Lehrende/Lernende, Lernende/Lernende, Tutoren/Lernende usw.). Wie in den Erziehungswissenschaften gibt es auf diesem Gebiet eine symmetrische Relation zwischen den theoretischen Modellen und der Entwicklung von Systemen. Gewisse Autoren vergleichen unterschiedliche Medien nach den Kosten, die nötig sind, um die Zweideutigkeit einer Behauptung zu beseitigen oder den Gesprächspartner zu wechseln. Umgekehrt ermöglichen die CMC-Systeme (Computer Mediated Communication) eine systematischere Untersuchung bestimmter Faktoren wie der Rolle des Blickkontakts, der Auswirkung der Synchronizität der Kommunikation usw.

* Anscombre, J.C. & Ducrot, O. (1983): L'argumentation dans la langue, Liége: Mardaga.

* Flahaut, Fr. (1979): Le fonctionnement de la parole. Communications, 30, S.73-79.

* Goffman, E. (1974): Les rites d'interaction, Paris: Minuit.

* Grice, P.H. (1979): Logique et conversation, Communications, N 30, 57 - 72

* Recanati, F. (1980): Les niveaux de l'analyse pragmatique. Documents du Centre international de sémiotique et de linguistique de l'Université d'Urbino, 94.

* Sperber, D. & Wilson, D. (1989): La pertinence. Paris:Minuit.



PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

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