Die Methode der Kognitionspsychologie: das Experimentieren

Der funktionalistische Ansatz

Der durch die Theorien über die Informationsverarbeitung inspirierte "funktionalistische" Ansatz konzentriert sich auf die Untersuchung der Formen der Informationskontrolle im Funktionieren der Kognition. Im Unterschied zu den vorhergehenden Forschungen interessieren sich diese Arbeiten prioritär für die Ökonomie des kognitiven Funktionierens und die funktionalen Zwänge dieses Systems. Klassisch gehören zu diesem Ansatz die Forschungen über das Arbeitsgedächtnis, das implizite Lernen oder den automatischen oder impliziten Charakter gewisser mentaler Prozesse. Diese Modelle über die Funktionsweise der Kognition geben effizient Aufschluss darüber, wie das menschliche System der Informationsverarbeitung sich selbst organisiert oder sich an die Grenzen seiner eigenen Fähigkeiten anpasst. Sie ermöglichen es, das Verhalten des Subjekts in einer Lernsituation durch Aktion oder Problemlösung zu beschreiben (Richard, 1990). Das epistemische Subjekt von Piaget wird hier zu einem Subjekt, das Funktionszwängen unterworfen ist, die seine Leistungen zu einem grossen Teil bestimmen.

Insbesondere dank den Begriffen der mentalen Belastung und der Aufmerksamkeit liefern diese Modelle seit langem eine solide theoretische Grundlage für die Forschung zur Ergonomie der Software (Waern, 1986). Leider wurde dieser Ansatz nicht konsequent auf die Unterrichtsprogramme angewandt, und allzu viele im Handel verbreitete Programme enthalten gravierende Abweichungen von diesen Prinzipien. Die besagten Konzepte bilden auch eine Begriffsbasis für die Untersuchung der "Mensch-Maschine-Interaktion" (Dix, Finlay, Abowd & Beale, 1993; Staggers & Norcio, 1993). Gewisse Forscher treiben die diesem Ansatz zugrundeliegende Logik weiter voran und betrachten die EDV-Umgebungen als eigentliche "Prothesen", welche die strukturellen Schwächen unserer Kognition auf zahlreichen Gebieten unseres intellektuellen Lebens ausgleichen können (Kommers, Jonassen und Mayes, 1990). Letztere Forschungsrichtung hat bedeutsame Auswirkungen auf die Entwicklung von Unterrichtsprogrammen, insofern sie dazu führt, die Informatik als Hilfe und Unterstützung beim Wissenserwerb und nicht als einen zu beherrschenden Inhalt anzusehen.

* Dix, A., Finlay, J., Abowd, G. and Beale R. (1993): Human-Computer Interaction. New York: Prentice Hall.

* Kommers, P.A.M., Jonassen, D.H. & Mayes, J. T. (1990): Cognitive tools for learning. Berlin: Springer-Verlag.

* Richard, J.F., (1990): Les activités mentales: comprendre, raisonner, trouver des solutions. Paris: Armand Colin.

* Staggers, N. and Norcio, A.F. (1993): Mental models: concepts for human-computer interaction research. International Journal of Man-Machine Studies, vol. 38, S. 587-605.

* Waern, Y. (1986): Cognitive Aspects of Computer Supported Tasks. Chichester: John Wiley & Sons.



PNR33 - NFP33 - 9 NOV 1996

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