Geschichte und ziel des berichts

durch die vorliegende untersuchung aufgeworfene fragen

Dieses Dokument ist nicht nur ein Trendbericht, der die Umrisse des Gebiets aufzeigt, das durch die Untersuchung der Auswirkungen der Neuen Informationstechnologien (NIT) auf die Unterrichtspraxis und das Bildungswesen abgedeckt wird. Er ist auch eine Bestandsaufnahme des Schweizer Potentials und ein Vergleich zwischen diesem Potential und den Trends, die sich in der Gemeinde der internationalen Wissenschaft abzeichnen. Der Forschung im Bildungsbereich eignet manchmal die Schwäche zu glauben, dass ihre Untersuchungsgegenstände lediglich von den Institutionen abhängen, welche den obligatorischen Unterricht erteilen. Die derzeit stattfindende technologische Revolution beseitigt die politischen, kulturellen und institutionellen Grenzen. Die jetztigen Probleme zwingen uns, gewisse intellektuelle Gewohnheiten zu überdenken, welche die Schule als Zentrum des Bildungssystems ansehen. Das Kind lernt auch über die Medien und ausserschulische Aktivitäten, die Welt zu beschreiben. Ist die schweizerische Forschung bereit, diese Herausforderung anzunehmen? Auf diese Frage wollten wir in der Untersuchung eine Antwort geben. Es obliegt dem Leser zu beurteilen, ob wir zu dieser Frage Antworten beigesteuert haben.

Ein derartiges Unterfangen impliziert, dass gewisse Grundsatzfragen gelöst werden. Wie erläutert war es unsere erste Aufgabe zu definieren, was wir auf diesem Gebiet mit seinen schwer erkennbaren Umrissen unter dem Begriff "Forschung" verstehen. Zu diesem Zweck mussten wir bisweilen akademische Kriterien anwenden, die manche als zu restriktiv beurteilen werden. Aber wir haben auch unsere Beziehungen und Kontakte mobilisiert, um unserer Untersuchung ein möglichst breites Ermittlungsfeld zu gewährleisten und allen Partnern zu begegnen, die auf ihm tätig sind. Mit dieser Frage befassen wir uns eingehender im ersten Teil des Berichts.

Das zweite Problem, mit dem wir konfrontiert waren, betrifft den Status der "Neuheit" in einem Sektor, wo man gelegentlich zu leicht "Neuheit" und "Innovation" miteinander verwechselt. A priori scheinen die NIT neue Forschungsproblematiken erzeugt zu haben, sowohl auf dem Feld der Psychologie und der Bildung (Unterstützung beim Lernen, Schülermodell, Didaktik der Informatik, kognitive Hilfsmittel ...) wie auch auf dem der Kommunikationswissenschaften (Einfluss des Mediums auf den Lernvorgang, Wirkung der Symbolisierung auf die kognitiven Vorgänge ...). Aber sind sie wirklich neu? Bildet die Forschung über die NIT wirklich einen selbständigen Bereich mit ihrer eigenen Methodologie und ihrem eigenen Begriffsfeld? Wenn ja, wie sehen letztere aus? Wenn nein, welchen Bereichen muss dann diese Forschung zugeordnet werden: Bildungswissenschaften (Forschung über die Innovation), Psychosoziologie der Bildung (Forschung über die Repräsentationen), Kommunikationswissenschaften, Didaktik der Disziplinen? Gibt es eine Verbindung zwischen den Forschungsparadigmen der betroffenen Bereiche und jenen der NIT?

Ein drittes Problem betrifft die Kommunikationsformen zwischen der Forschergemeinde und den potentiellen Anwendern der Ergebnisse. Auf dem uns hier interessierenden Gebiet ist der hauptsächliche Kommunikationskanal zwischen den Forschern und den Fachleuten gewiss das Schriftliche (ob es nun auf Papier oder über ein Telematiknetz verbreitet wird). Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass die Verbreitung der Ergebnisse über andere Kanäle erfolgt. Durch welche Mittel informieren die Forscher in diesem Fall die Anwender vor Ort über ihre Arbeiten (Konferenzen, Veröffentlichungen, gemeinsame Projekte, Seminare usw.)? Was wird aus den Ergebnissen dieser Forschung in der Praxis? Welchen Grad von Praktikabilität haben sie und bis zu welchem Punkt werden sie angewandt (Mackie & Wylie, 1988)? Auch diese Fragen werden wir beantworten müssen, denn es genügt nicht, eine Bestandsaufnahme der Forschung zu vollziehen, die Lehrergemeinde muss auch bereit sein, diese zur Kenntnis zu nehmen.


Nationales Forschung Programm 33 - 29 JAN 1996

Generated with Harlequin WebMaker