- JITOL ist eines der 22 Projekte aus der zweiten Phase des gemeinschaftlichen europäischen Programms DELTA (1992-94). DELTA[13] soll die Entwicklung und die Erprobung von Fernbildungssystemen fördern, welche die Informationstechnologien nutzen. Dank des JITOL-Projektes wurde eine Lern- und Kommunikationsumgebung für Anwender aus verschiedenen Berufsgemeinden (Ärzte, Lehrer, Banken) erprobt und bewertet. Die Schweizer Forscher A. Boder, P. Swann und C. Gardiol haben an zwei im Rahmen des Projekts durchgeführten Versuchen teilgenommen: an einem Versuch mit dem Genfer Centre Informatique Pédagogique (CIP) und an dem anderen mit der Unité de Traitement et d'Enseignement pour Diabétiques (UTED) der Polyclinique de Médecine der Universität Genf. Neurope Lab, ein in Archamps, an der französisch-schweizerischen Grenze liegendes Forschungs- und Versuchszentrum, dass sich mit dem Wissensmanagement befasst, war der Koordinator für Europa dieses Projektes. TECFA (FPSE Universität Genf) fungierte als Bewerter und Koordinator für die schweizerische Beteiligung am Projekt, die seit 1992 vollständig durch das BBW unterstützt wurde. Das Programm führte zu mehreren Veröffentlichungen (siehe Fallstudien).
Gardiol, C., Bovier, P., Boder, A. & Menu, A. (1994) JITOL MEDIC: Un environnement d'apprentissage en réseau. Informatique et santé, nû17, S. 40 - 44.
- Durch das Projekt EDUTEX-EDUSERVE konnte die pädagogische Nutzung von Telematikinstrumenten in rund zwanzig Klassen aus der Westschweiz, dem Tessin und der Deutschschweiz bewertet werden. Die Herren Bettex und L. Pochon vom Institut de Recherche et de Documentation Pédagogique (IRDP) in Neuenburg haben dieses Projekt ins Leben gerufen und 4 Jahre lang (1990-94) geführt, wobei sie ein Interklassen-Netzwerk schufen, das auf dem Videotex-System der schweizerischen TELECOM PTT basiert. Für dieses Projekt erhielt das Institut die Unterstützung der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK). Im Abschlussbericht zum Projekt weist Herr Behrens auf zahlreiche mögliche Forschungswege hin: z.B. den Einfluss der elektronischen Post auf die Weise der Abfassung eines Textes oder den durch die Einführung der NIT bewirkten Wandel in der Rolle des Lehrers, der vom Ausbilder zum Vermittler und Organisator wird (siehe Fallstudie).
Inglin, T. & Girod, D. (1994) - Edutex - Eduserve, deux serveurs dédiés à l'éducation. IRDP, Neuchâtel.
- KALIMERA ist ein ebenfalls auf Videotex (VTX) basierender Telematikdienst. Er stellt den Schülern, Lehrern sowie den Unterrichtspartnern und -mitarbeitern mehrere originelle Dienste zur Verfügung. KALIMERA wird von einer Gruppe Lehrern Centre Informatique Pédagogique (CIP) gemanagt. Der Service Informatique de l'Enseignement Primaire (SIEP) und das Centre de Recherches Psychopédagogiques (CRPP) des Kantons Genf stellen auch die nötigen Ressourcen für seinen ordentlichen Betrieb bereit. Es ist auch festzuhalten, dass ein Teil des Dienstes als zweites "JITOL"-Versuchszentrum der Schweizer Teilnahme am DELTA-Programm (nach JITOL-MEDIC) fungierte. Mittels KALIMERA konnte ein elektronischer Mitteilungsdienst erprobt werden, der den Lehrern den Austausch ihrer pädagogischen Erfahrungen erleichtern soll.
Swann, P.; Cattin, J.P.; Morel, R. Vuillemier, B. (1994) - The JITOL-CIP Project: Final Report. Bern: BBW.
- Das BBW koordiniert alle Forschungsarbeiten über den Fernunterricht in der Schweiz. In seinem Bericht stellt M. Ostini (1994) fest, dass die Schweiz "vor allem aufgrund der Geographie des Landes", aber auch "wegen der demographischen Dichte der Hochschulinstitute" gegenüber den anderen europäischen Ländern einen Entwicklungsrückstand aufweise. Er stellt fest, dass die Entwicklung der Fernbildung auf Ebene der Universitäten mit der Evolution in Europa nicht Schritt gehalten hat. In Deutschland und in England existiert die Fernbildung durch die "Fernuniversitäten" und die "Open University", während es in der Schweiz keinerlei Institution vergleichbarer Bedeutung gibt. Es hat mehrere Initiativen zum Ausbau der Fernbildung in der Eidgenossenschaft, aber es mangelt ihnen an Koordination und sie hinterlassen eher den Eindruck eines Patchworks als konzertierter Aktionen.
Ostini, M. (1994) - Formation à distance en Suisse: pistes de développement pour l'enseignement supérieur. Berne: OFES.
- D. Peraya (TECFA, Universität Genf) hat auf der Grundlage einer Untersuchung über die technischen Mittel, die Unterrichtsprojekte, die Kompetenzen und das Know-how, die schon an den Schweizer Universitäten verfügbar sind, einen Bericht über den Fernunterricht verfasst (Peraya, 1991). In seinen Schlussfolgerungen stellt er fest, dass (1) es zwischen den verschiedenen Universitäten einen Informationsmangel über das schon Vorhandene gibt; (2) keine Universität alleine über alle Kompetenzen verfügt, die für die Realisierung echter Fernbildungsprogramme erforderlich sind; (3) der technologische Vorsprung oft bemerkenswert ist, die pädagogischen Kompetenzen aber oft fehlen und (4) Versuchsvorrichtungen, Validation sowie pädagogische und didaktische Bewertung nicht nur Schwächen aufweisen, sondern oft vollkommen fehlen.
Peraya, D. (1991) - Vers un système d'enseignement à distance. Enquête préliminaire sur les moyens techniques, les projets d'enseignement, les compétences actuellement disponibles et en développement. Berne: OFES.
- Das Département de l'Instruction Publique[14] (DIP) des Wallis und die Universität Hagen arbeiten zusammen, um ein Ferbildungszentrum (FAD) der Universität Hagen in Brigue# zu installieren. Die Universität ist schweizerisches Mitglied der #EADTU (l'Association européenne des universités spécialisées dans l'enseignement à distance) geworden. Man erwartet demnächst die Eröffnung einer ähnlichen Institution in Pfäffikon, aber das Zentrum von Brigue wird der Koordinator der zukünftigen Zentren bleiben.
Dieser Forschungssektor ist von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung für die Zukunft der Schweizer Universitäten. Auch wenn der Fernunterricht durch die Netzwerktechnologie eine Problematik darstellt, deren Erneuerung die Pflichtschule nur auf marginale und experimentelle Weise berührt, so ist diese Erneuerung an gewissen Hochschulen schon zur Wirklichkeit geworden, wobei die Forschung als Antrieb fungiert. Viele Laboratorien haben Anwendungen oder Informationssysteme entwickelt, die sie ihren ausländischen Kollegen spontan zur Verfügung stellen. Dergestalt führen sie eine neue Form der Zusammenarbeit ein, welche die Konturen der Universität von morgen erkennen lässt. Die Schweiz ist übrigens in der Arbeitsgruppe "Open and Distance Learning" vertreten, die durch das Verbindungskomitee der Rektoren der europäischen Universitäten gegründet wurde.