Hypermediastation

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A024


Résumé, summary

Der Wunderblock In der 1925 veröffentlichten "Notiz über den Wunderblock" erläutert Sigmund Freud sehr eindrucksvoll seine Vorstellung von den Systemen Bewußt, Vorbewußt und Wahrnehmungsbe wußtsein. An Hand dieses einfachen, für uns aus heutiger Sicht eher lustigen Gerätes, ver anschaulicht uns Freud seine Ideen der Wahrnehmungsverarbeitung unseres seelischen Apparates und den Zusammenhang mit unserem Gedächtnis. Freud schreibt über den seelischen Apparat, "er ist in unbegrenzter Weise aufnahmefähig für immer neue Wahrnehmungen und schafft doch dauerhafte - wenn auch nicht unveränderliche - Erinnerungsspuren von ihnen. Schon in der "Traumdeutung" vermutet Freud, daß diese ungewöhnliche Fähigkeit auf die Leistung zweier verschiedener Systeme aufzuteilen sei. "Wir besäßen ein System Wahrneh mungsbewußtsein, welches die Wahrnehmung aufnimmt, aber keine Dauerspur von ihnen bewahrt, so daß es sich gegen jede neue Wahrnehmung wie ein unbeschriebenes Blatt verhalten kann. Die Dauerspuren der aufgenommenen Erregungen kämen in dahintergelegenen "Er innerungssystemen" zustande. In "Jenseits des Lustprinzips" fügt er hinzu, "das unerklärliche Phänomen des Bewußtseins entstehe im Wahrnehmungssystem an Stelle der Dauerspuren. In der Konstruktion des Wunderblocks findet Freud eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit dem von ihm angenommenen Bau unseres Wahrnehmungsapparates. Diese Schreibtafel liefert auch beides, eine immer bereite Aufnahmefläche und Dauerspuren der aufgenommenen Aufzeichnungen. Dieser Wunderblock besteht nur aus einer einfachen Tafel aus Wachs oder Harz und einem doppelten Deckblatt aus Zelluloid und Wachspapier. Mit einem Stift wird auf die Zelluloidschicht gedrückt. Die eigentlich "reizaufnehmende" Schichte ist das darunterliegen de Wachspapier. Dessen Unterseite wird an den vom Stift berührten Stellen an die Wachstafel gedrückt und die solcherart entstandenen Zeichen werden an der sonst glatten, hellen Ober fläche des Zelluloids als dunkle Schrift sichtbar. Hebt man das doppelte Deckblatt wieder ab, verschwindet die Schrift an der Oberfläche. Auf der Wachstafel bleibt aber eine Dauerspur erhalten. "Es braucht uns dabei nicht zu stören, daß die Dauerspuren der empfangenen Aufzeichnungen beim Wunderblock nicht verwertet werden, es genügt, daß sie vorhanden sind. Irgendwo muß ja die Analogie eines solchen Hilfsapparates mit dem vorbildlichen Organ ein Ende finden. Der Wunderblock kann ja auch nicht einmal verlöschte Schrift von innen her wieder "reproduzie ren"; er wäre wirklich ein Wunderblock, wenn er das wie unser Gedächtnis vollbringen könnte. Sigmund Freud standen noch keine Computer als Vergleichsmöglichkeit zur Verfügung. Diese modernen "Wunderblöcke", die mit mathematischer Genauigkeit die vom Bildschirm ver löschten Schriftwerke, Grafiken, Klänge oder ganze Filmsequenzen wieder von innen her "re produzieren" können. An jedem Ort und zu jeder Zeit. Ganz wie es uns gefällt.

Discipline, subject :

info. scol. et prof. Schul- und Berufsinformation further studies information inform. scolastica e profess.

Public :

tous publics alle Leute general public per tutti

Contacts :

Petrzelka, Erhard

Albertgasse 10/12a
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Pédagogie, pedagogy :

Die Objektbeziehungstheorie Die theoretische Grundlage aller meiner Projekte ist, neben den kognitiven Theorien und den neueren Theorien der Neuroimmunobiologie, die psychoanalytische Objektbeziehungstheorie. D.W.Winnicott weist in seiner Beschreibung der "Entwicklung eines Persönlichkeitsschemas" auf die große Bedeut-ung der "Handhabung von Gegenständen, die nicht zum Selbst gehören, den "Nicht-ich"-Objekten, hin. Er meint, daß früher oder später jedes Kind in seiner Entwick lung eine Neigung, "Nicht-ich"-Objekte in sein Persönlichkeitsschema einzubeziehen, entwic kelt. Winnicott verwendet den Begriff "Übergangsobjekte" und beschreibt damit die emotionale Entwicklung des Kindes, wie es allmählich aus einer "illusionären Welt", (die totale Abhängig keit von der Mutter, bzw. Eltern, bzw. Umwelt), in die Probleme der Beziehung zwischen objektiv Wahrnehmbaren und dem subjektiv Vorgestellten eintritt. "Der intermediäre Bereich, von dem ich hier spreche, ist jener Bereich, der dem Kind zwischen primärer Kreativität und auf Realitätsprüfung beruhender, objektiver Wahrnehmung zugestanden wird." (D.W.Winnicott, "Vom Spiel zur Kreativität", Verlag Klett-Cotta 1974). Dieser intermediäre Bereich ist in der frühen Kindheit für den Beginn einer Beziehung zwischen Kind und Welt erforderlich. In einer ausreichend nährenden Umwelt ("good enough mother"), kann das Kind genügend viel Vertrauen in sich und seine Welt aufbauen, um als sozial aner kannter Mensch am Gemeinwesen teilzuhaben. Beziehung bzw. Beziehungsfähigkeit schließt dabei natürlich auch die Fähigkeit zur Konflikt bearbeitung ein. Konfliktbearbeitung, also Erkennen, Verstehen und Lösen einer Konfliktsitua tion, setzt die Fähigkeit voraus, zum jeweiligen "Objekt" eine Beziehung herzustellen. S. Freud gebraucht in seinem Konzept der Triebtheorie den Begriff "Objektbesetzung" (libidi nöse Besetzung der Objekte). "Objektbesetzung kommt dem Lernen von Befriedigungswerten von Situationen, Situationsteilen, Dingen, Personen und deren Erinnerungen bzw. Vorstellun gen gleich". (Rapaport, 1959; Toman, 1960). D.W.Winnicott sieht nun in einem nächsten Entwicklungsschritt die Entwicklung der Fähigkeit der Objektverwendung. Die Entwicklung dieser Fähigkeit ist Teil des Realitätsprinzips. Er sieht darin einen schwierigen Prozeß, denn diese Fähigkeit ist nicht einfach angeboren. Sie braucht eine fördernde Umwelt. "Das Subjekt muß das Objekt außerhalb des Bereichs seiner eigenen omnipotenten Kontrolle ansiedeln. Die Wandlung von Objektbeziehung zu Objektkontrolle bedeutet, daß das Subjekt das Objekt zerstört. Das Objekt überlebt diesen Angriff und kann wieder vom Subjekt verwendet werden. Weil das Objekt überlebt, kann das Subjekt ein Leben in der Objektwelt beginnen. Allerdings um den Preis, in bezug auf Objektbeziehungen der fort währenden Zerstörung in seiner unbewußten Phantasie nicht ausweichen zu können". (Winni cott) Die Destruktion übernimmt in diesem Zusammenhang, bei der Entstehung der Realität, eine wichtige Rolle, indem sie das Objekt außerhalb des Selbst ansiedelt". Gedanken über die Ursachen von Sucht, Gewalt und Destruktion bei Jugendlichen Ich möchte im folgenden versuchen, die Entstehung von Sucht, Gewalt und Destruktion, (For men von gegen das Selbst gerichteter Aggression), als ein Kommunikationsproblem zu betrach ten. Als ein Problem der Kommunikation zwischen Menschen, Umwelt, also außen, und im Menschen innen - im neuronalen Netzwerk. Und Kommunikation wiederum meint Beziehung. Durch den Austausch von Information gibt es die Möglichkeit in Beziehung zu treten. In Bezie hung zu sich selbst oder zu anderen Menschen, der Umwelt. Kommunikation ist also ein bestimmender Faktor des Entwicklungsprozesses. Fehlentwicklungen innerhalb dieses Prozeß verlaufs wären so gesehen "nicht ausreichende Kommunikation oder gar Verständnislosigkeit". Der von solcher Entwicklung betroffene Mensch wird nach Verständnis suchen und je unver standener er ist, desto mehr wird er handeln, - er SUCHT. Ohne Hilfe von außen wird er in diesem Zustand verharren. Hilflos wie ein Baby, ABHÄNGIG von seiner Umwelt und existen tiell bedroht, wenn keine ausreichende Versorgung da ist.

Apprentissage, learning :

Das Projekt Der folgende Bericht vom Projekt "Hypermediastation " handelt ausschließlich von psychothe rapeutischer Arbeit mit den Jugendlichen der Landessondererziehungsschule Steyr - Gleink OÖ. Es handelt sich dabei um Jugendliche, die in schwierigsten Verhältnissen zurechtzukom men und zu überleben gelernt haben. Das Projekt baut auf der beschriebenen psy choanalytischen Theorie der Objektbeziehung, den kognitiven Theorien Jean Piagets und den Erkenntnissen der Neuroimmunobiologie auf. ÖKS Projekt - Hypermediastation Medien-Projekt in der Sondererziehungsschule Steyr-Gleink Gerhard Ordnung und Erhard Petrzelka Zielgruppe Schüler, die aus welchen Gründen immer, in einer nicht ausreichend nährenden Umwelt auf wachsen mußten und aufgrund zu früher Anpassung an eine Welt der Erwachsenen nicht genug Vertrauen aufbauen konnten. Die Vielfalt von nichtbewältigten Ängsten, die ihre Wurzeln häufig in der frühesten Kindheit haben (oft liegen verheerende, traumatisierende Erlebnisse diesen Ängsten zugrunde), ließ diese Kinder rasch zu Außenseitern werden. Sie wurden in ihrem Verhalten "auffallend" und dadurch noch mehr an den "Rand" gedrängt. Bei bereits eingeleiteten Erziehungsmaßnahmen vermischen sich diese Ängste zusätzlich mit der Kränkung des "Abgeschobenseins". Vorerfahrungen in einem Pilotversuch mit vier Jugendlichen weisen jedoch darauf hin, daß der "intermediäre Raum", wo Kinder spielerisch ihre Welt erobern, nicht verloren zu gehen scheint. Mit geeigneten Medien (Übergangsobjekte) ist dieses zunächst noch verschüttete, kreative Potential, das wir Menschen uns in diesem "intermediären Raum" bewahren, wieder anzuspre chen und zu aktivieren (durch psychotherapeutische Arbeit). Setting Die Umsetzung dieses Konzepts erfolgt in Kleingruppen. Maximal 3-4 Gruppen mit jeweils 3-4 Teilnehmern. Ein Therapeut und ein Medienfachmann betreuen in einer zu vereinbarenden Fre quenz die Schülergruppen. Die Lehrergruppe vor Ort ist eingebunden und wird als "ständige Betreuer" supervidiert. Zielsetzung Das langfristige Ziel ist es, zur psychischen Stabilisierung und zur Reifung der Persönlichkeit der Schüler beizutragen. Video und Computer werden als "Übergangsobjekte" zur Reflexion der "momentanen Realität" verwendet. Das sichtbare Produkt - Videofilm, Zeichentrickfilm - wird als "Assoziationsmaterial" betrachtet. Die Therapie ist im Kern eine für den einzelnen Schüler "Ich-stützende" Therapie. Die Erreichung dieses Zieles soll in drei Schritten erfolgen. 1.Schritt: Tanken von Selbstvertrauen, Erwerb von Grundkenntnissen, Aufbereitung der aktuellen Situation, Ideensammlung. 2.Schritt: Umsetzung der erworbenen Erfahrungen, Kenntnisse, Ideen. Arbeiten in Klein und Großgruppe. Erwerb von Vertrauen in Gruppen. 3.Schritt: Gemeinsame Entscheidung über die finale Gestaltung des Erarbeiteten. An wendung der eigenen Kompetenz als Beitrag zur Gemeinschaftsarbeit. Die Umsetzung des Konzepts Das erste Treffen: Es sollte dem Kennenlernen, der Ideensammlung und der Adaption des Konzeptes an die gegebenen Möglichkeiten dienen. Wir waren mit einer lebendigen Gruppe von sieben Schülern voller Ideen aber auch mit einer spürbaren (hohen) Erwartung an uns konfrontiert. Dies wurde in einer "Aufteilung der Rollen" sichtbar. Eine Hälfte war relativ rasch bereit zur Mitarbeit, die zweite Hälfte war zunächst eher (noch) zurückhaltend. Im weiteren Verlauf beteiligte sich diese Gruppe jedoch mehr und mehr, und das Thema über das die Gruppe ihre Arbeit gestalten wollte, wurde in einem zunehmend kreativer werdenden Prozeß herausgefiltert. Altersadäquat war "Action" verpackt in Angriff und Verteidigung - "Karatefilm" - das Resultat. Das zweite Treffen: Die Ausstattung der Schule mit Computer, sechs Arbeitsstationen, ist ein überraschend hoher Standard, die Schüler sind mit den Computern vertraut. Der zuständige In formatiklehrer ist auch eingebunden. Das Engagement beider Lehrer ist groß. Diese Tatsache ermöglicht, daß alle zunächst mit dem Animatorprogramm arbeiten (spielen). Vertrautmachen mit dem Programm, Kennenlernen der Möglichkeiten, erste eigene kleine Ar beiten - der erste eigene kleine Film am Computer entsteht. Die Frage, ob das Arbeiten mit Kleingruppen möglich sein wird, drängt sich auf? Die Konfrontation mit der Realität, "wie kann ich die Bilder im Kopf mit den zur Verfügung stehenden Mitteln umsetzen", verlief spannend. Die Gruppe zeigte diesmal neben der Kreativität ein hohes Maß an Ausdauer und Konzentra tion. Die Einheit dauerte drei Stunden. Das dritte Treffen: Der Therapeut ist diesmal mit der Gruppe größtenteils allein. Wieder war die Erwartungshaltung sehr hoch. Die Schüler hatten in der Zwischenzeit viel pro duziert. Stolz wurden die Werke vorgeführt. Die Idee der Kleingruppenarbeit wird nicht direkt boykottiert aber auch nicht wirklich ange nommen. Die nächsten Schritte (Lernschritte), die Möglichkeiten des Animatorprogramms zu nutzen, sind nicht mehr so attraktiv wie zu Beginn. Die Gruppe ist heute nicht sehr motiviert. Zusätzlich stützt der Therapeut den Schwächsten der Gruppe diesmal besonders. Diese Arbeitseinheit ist die bisher spannendste und zugleich aufschlußreichste. In der "Teambesprechung" werden die drei Arbeitsbereiche "Drehbuch, Animation, Musik" für gut befunden und es finden sich auch Interessenten. Im Verlauf der drei Stunden zeigt sich, daß nur zwei Gruppenteilnehmer wirklich keine Lust hatten. Sie stellten ihre Teilnahme nach etwa einer Stunde ein und widmeten sich weiterhin aus schließlich Computerspielen. Zwei weitere Teilnehmer, pendelte zwischen "Mittun und keine Lust", drei Teilnehmer zeigten offen ihren Konflikt. Sie rivalisieren um die Aufmerksamkeit und Zuwendung. Sie waren immer wieder zu motivieren und griffen die Ideen auf. Einer begann zu schreiben, einer widmete sich der Musik und der Dritte bemühte sich, mit dem Animatorpro gramm seinen Figuren die gewünschten Bewegungen zu ermöglichen. Die Entwicklung des Projekts ist sehr positiv. Bei der Analyse der Gruppendynamik taucht die Frage auf, ob die angenommene Frequenz der Anwesenheit der Projektleiter ausreichend war. Das gruppenimmanente Thema "Aggression/Gewalt" erfährt immer eine Belebung durch die "Außenrealität". Das kann zur Chance werden, mit der Gruppe dieses Thema innerhalb eines solchen Projekts aufzuarbeiten. Um diese Chance aber wirklich nutzen zu können, reicht die veranschlagte Frequenz sicher nicht aus. Der Schwerpunkt Computer als "Übergangsobjekte" innerhalb eines therapeutischen Settings im Bereich Schule, ist in diesem Projekt bereits deutlich erkennbar. Die Dynamik und die Themen der Gruppe, wie sie sich innerhalb des Projekts darstellen, möch- te ich an Hand der folgenden Punkte analysieren. 1) "Soziales Lernen" - durch den Einsatz professioneller Computersoftware 2) "Interdisziplinäre Zusammenarbeit" - zwischen Lehrern und Psychotherapeut 3) "Interaktion" - Schüler, Lehrer, Medienfachmann, Psychotherapeut 4) "Konfliktbearbeitung" - die Lebensgeschichte der Schüler und die Möglichkeit zur Bearbeitung der Aggressionen im laufenden Projekt 5) "Spielen" - als Abwehr der Realität oder als Möglichkeit des Lernens, "Der Computer als Übergangsobjekt"? 1) "Soziales Lernen" durch den Einsatz professioneller Computersoftware. Wir, Gerhard Ordnung und ich, sind bei der Projektplanung davon ausgegangen, daß ein wichti ges Kriterium für die Umsetzung sein wird, die Schüler genügend zu interessieren. Die Möglichkeit, eigene Lebens/Erlebenswünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen oder Ängste darzu stellen, sollte geboten sein. Ein professionelles Animationsprogramm ist geeignet, diesem An spruch genüge zu tun. Der "Reiz" dieses Programms ist genügend groß, um sich der "Mühe des Erlernens" zu unter ziehen. Mit fortschreitender Sicherheit in der Handhabung kommt Lust und Spaß eigene Ideen umzusetzen. Das Ziel, kurze Zeichentrickfilme zu erstellen, rückt dadurch immer näher. Die steigenden Ansprüche kollidieren mit der Realität des "Machbaren". Nicht alle Möglichkei ten des Programms können genutzt werden, - "dafür ist noch zuwenig gelernt worden". Das bereits erreichte Niveau ist "ausreichend befriedigend". Das Verhalten einzelner in der Gruppe und dadurch die Gruppe selbst ist in Veränderung. Die unterschiedlichen Begabungsniveaus führen nicht mehr zu den häufigen Spannungen wie zu Beginn. Natürlich ist es nicht möglich, jedem einzelnen die Förderung zukommen zu lassen, welcher er brauchte. Durch konsequente psychotherapeutische Haltung ist aber ein Klima er arbeitet worden, in welchem das, was zu verwirklichen möglich ist, auch möglich bleibt. Das Erlernte ist vor allem eine "Form des Miteinander", wie es durch "das miteinander Lernen von etwas Neuem" entstehen kann. So entsteht ein Modell von sozialem "spielerischem" Ler nen, das wert ist, weiter diskutiert zu werden. 2)"Interdisziplinäre Zusammenarbeit" zwischen Lehrern und Psychothera peut. Das bereits erwähnte, förderliche Klima entstand durch die Zusammenarbeit der "Erwachse nen". Die beiden am Projekt mitbeteiligten Lehrer (Klassenlehrer und Informatiklehrer) haben durch ihr Engagement und ihre überaus große Bereitschaft, miteinander den Verlauf des Projek tes zu reflektieren, sehr zum Gelingen beigetragen. Eine klare und für die Schüler gleichzeitig beruhigende "Struktur" ist das sichtbare Ergebnis. Struktur als wesentlicher Faktor, der jenes Klima mitbestimmt, in dem Vertrauen in die Umwelt (in unserem Fall Schule) erst möglich wird und sich als "Lust am spielend miteinander Lernen" von den Schülern umsetzen läßt. Anders ausgedrückt, im Rahmen des Projekts kann erfahren werden, daß Ziele, die nicht erreicht wer den "müssen", vielleicht gerade dadurch erreichbar werden? Die Zusammenarbeit von Pädagogen und Psychotherapeut ist hier als Quelle neuer Umsetz ungsmöglichkeiten hervorzuheben und eine weitere Diskussion sehr zu wünschen. 3) "Interaktion" - Schüler-Lehrer-Medienfachmann-Psychotherapeut Es darf nicht übersehen werden, daß die Durchführung eines Projektes, wie das unsrige, zu nächst auch zu Spannungen bei den Schülern führen kann (oder sogar muß?). Tatsächlich sind Spannungen naturgemäß dort aufgetreten, wo hohe Erwartung geweckt wurden, die Realität jedoch nachhinkte. Die Schülergruppe reagiert wie ein "Seismograph" auf jede Änderung im Ablauf (und jeder Lernschritt ist eine Änderung). Vor allem aber die personenbezogenen Über tragungsphänomene, wie sie aus der Psychotherapie bekannt sind, waren häufig zu beobachten. Das durch äußere Umstände bedingte, gelegentliche Fehlen von Gerhard Ordnung ( für das Projekt der Medienfachmann ) führt bei der Schülergruppe regelmäßig zu Verlustängsten. Andererseits wurde durch diesen Umstand erst sichtbar, daß die Gruppe kompromißfähig ist. Das ganze Projekt hätte an einem solch kritischen Punkt genau so gut scheitern können. Es muß ja immer bedacht werden, daß die Jugenlichen bereits häufig "Verluste" in ihrem Leben ertragen mußten und dies nicht wieder "erleiden" sollen. Erreicht wird dies durch die "verste hende Haltung" beim "Ansprechen dieser Realität". 4) "Konfliktbearbeitung" - die Lebensgeschichte der Schüler und das Arbeiten mit den Aggressionen im laufenden Projekt. Das "Ansprechen der Realität" kann selbstverständlich Aggression wecken. Diese kommt in Form von Ablehnung ("ich habe heute keine Lust") und Verschiebung ("ich spiele lieber") zum Ausdruck. Dieses Verhalten wird im Projekt nicht sanktioniert ( auf ein "ich habe heute keine Lust" interveniert der Psychotherapeut mit "solche Tage gibt es, das ist schon ok". Oder "ich spiel' jetzt", -Intervention -"da kann ich jetzt nichts machen, wenn Du wieder Lust hast mitzu tun, dann rufe mich"). Damit kann erreicht werden, daß der "Raum" für neue Erfahrung gege ben ist. Es ist noch nie die ganze Gruppe gekippt. Die meisten brauchten zunächst ein "Hin- und Herpendeln", wohl auch um diese Realität gründlich kennenzulernen.. Zwei aus der Gruppe bringen noch die Konsequenz auf, beim Computer-spiel durchzuhalten (zunächst arbeiten die beiden auch mit, sie können dabei aber nicht "so gut" durchhalten). Hier wird es notwendig sein, näher auf die Lebensumstände einzugehen. Generell muß natürlich erwähnt werden, daß es sich um eine 4.Klasse handelt. Einschneidende Veränderungen im Leben des einzelnen stehen bevor. Viel Aggression der Gruppe ist in diesem Zusammenhang als "normal" zu sehen. 5) "Spielen" - als Abwehr der Realität oder als Möglichkeit des Lernens; -"Der Computer als Übergangsobjekt"? Der besondere Stellenwert des "Spielen-dürfens" soll näher betrachtet werden. Es war im Pro jekt nicht von vornherein daran gedacht worden, Computerspiele miteinzubeziehen. Diese Spiele gibt es vor Ort und sie sind den Jugendlichen auch in anderen Zusammenhängen zugäng lich. Die Möglichkeit, diese Spiele zur Aggressionsabfuhr zu nutzen, war naheliegend. Die Computer waren ja eingeschaltet. Im "Konfliktfalle" konnte aus dem einen Programm ausgestie gen ("die Kommunikation wird abgebrochen") und in das andere umgestiegen werden ("es erfolgt der Rückzug ins Selbst"). Der "Konflikt", den ich hier anspreche, ist folgender: Es gilt die Wahrnehmung der Kränkung zu vermeiden, die sich einstellt angesichts der Tatsache, "daß ich etwas nicht kann"! Die Jugendlichen unserer Gruppe würden das nur schwer ertragen. Sie müßten mit Wutaus bruch, Ärger etc. reagieren. Ein "Umstand, dem es letztendlich zu verdanken ist", daß wir einander überhaupt hier begegnen konnten. Spielen als Affektabfuhr ist hier also eine Möglichkeit des "sozialen Lernens". Das ist die eine Seite. Die andere Seite allerdings ist ein Verdrängungsmechanismus, der verhindert, daß die Teile dieses Geschehens bewußt werden. Das wiederum schafft neue Aggression, die sich früher oder später gegen "das Selbst" richtet. Als System betrachtet liegt hier ein negativer Regelkreis vor, der sich mit "Gewalt im Spiel" charakterisieren läßt. Für einen betroffenen Jugendlichen ist solch ein Zustand ein Dilemma (ein unbewußter psychischer Konflikt). Die Jugendlichen in diesem Alter sind, entwicklungsbedingt, offen für jede Art von Angeboten, die einen Ausweg aus diesem Dilemma "versprechen". Und was wiederum liegt da näher, als sich "Spielen" zuzuwenden? Wenn es sich noch dazu um "Spiele" handelt, die nicht "zuviel fordern" (nicht ängstigend sind) oder "schnell verstanden" werden (nicht kränkend sind) und einfache "Gut- und Böse-Schemata" transportieren (rasche Identifikation ermöglichen), wird sich der "Spielende" "gut" fühlen. Das ist aus seiner Sicht zunächst nicht "schlecht". Und das ist etwas sehr Wichiges für ihn. Die Inhalte, die diese "Spiele" transportieren, sind so gesehen, ein "Sekundärfaktor". Angesichts der Tatsache, welchen Inhalts manche Computerspiele sind, ist dies wohl eine er schreckende Erkenntnis. Computerspiele scheinen, allen Anzeichen nach, solche "Spielbedingungen" außerordentlich befriedigend bereitzustellen. Was aber, wenn sich diese Bedingungen nicht ausschließlich auf "Computerspiele" beziehen, sondern auf den Computer selbst (die eigentlich treibende Kraft)? Könnte dann eine derartige "Wunschmaschine" genau so gut für "Wissenserwerb" eingesetzt werden? Aus diesem Blickwinkel betrachtet wären Computer (Computerspiele) "Übergangsobjekte" oder "Übergangsphänomene". Vergleichbar jenen Situationen unserer Kindheit, wo wir uns unsere "Welt erspielt" haben. Mit dem jeweiligen, vorhandenen "Spielzeug". In dem Maße, wo "Spielen" bei den Jugendlichen (z.B. in unserem Projekt) nicht "normal" verlaufen konnte, wird versucht werden, "mit Gewalt" nachzuholen, was versäumt wurde (die Wiederkehr des Verdrängten). Liegt hier in der pädagogischen Arbeit mit "schwierigen Schülern" eine Chance? Kann diesen "Bedürftigsten" unter den Schülern mit neuen pädagogisch-therapeutischen Modellen so gehol fen werden? Geholfen werden, Wissen zu erwerben, im Sinne einer humanistischen Pädagogik? Das Projekt "Hypermediastation" ist in diesem Bereich anzusiedeln. "Erwerb von Wissen", "Trainieren von Fähigkeiten", "Erleben eigener Kreativität", "Reflexion des Selbst", durch den Computer als Werkzeug, in Verbindung mit der "Beziehung" zum Psychotherapeuten soll ermöglichen, eine neue Erlebnisqualität von sich "Selbst" zu erfahren. Gleichzeitig ist es in solch einem "Setting" möglich, mit den angestauten Aggressionen zu arbei ten. Gelingt dies ausreichend, dann ist "keine Gewalt mehr im Spiel". "Spielen" als menschliche Fähigkeit ist eine soziale Leistung. Das hat immer mit Menschen zu tun. Den "Kinderspielen" sind alle Regeln des "miteinander Lebens" immanent. "Verwahrloste" Menschen(Kinder) kennen diese "Spiele" nicht und haben "Angst" vor den "Regeln" (Bezie hungsängste). Vielleicht können Computer/Computerprogramme tatsächlich Abhilfe schaffen, als "Übergangs objek-te"? Sie müssen ja dadurch nicht zwangsläufig der Mittelpunkt unseres Lebens werden. Die vorliegenden Erfahrungen aus dem laufenden Projekt zeigen auch, daß die Jugendlichen ihre Aggressionen (destruktive Gewalt) nie gegen die Geräte richten. Das könnte darauf hinweisen, daß eine besondere "Wertschätzung" durch das Bereitstellen der doch teuren Ausrüstung stattfindet. Mittlerweile hatte ich natürlich selber auch genügend Erfahrung und Information über Compu ter und Computerprogramme gesammelt. Ich hatte eine Auswahl von anspruchsvollen Program men, die mir geeignet schienen, zum Einsatz bringen können. Darunter waren ein Animationsprogramm, mit dem sehr komplexe Bewegungsabläufe simuliert werden können. Musikprogramme, die das Gehör schärfen, Musiklehre sehr verständlich in interaktiver Form transportieren. Die Möglichkeit bieten, die eigene Musikalität unmittelbar zu erleben. Aber auch einfache Textverarbeitunsprogramme bieten die Möglichkeit zur Reflexion. In einigen Fällen sind anspruchsvolle Spielprogramme zielführend. Und tatsächlich, mehr und mehr gehen meine Überlegungen in Richtung Spieltherapie. Ich beginne, die Computer mehr als "Übergangsobjekte" in einem " spieltherapeutischen Set ting" zu sehen.

Enseignement, teaching :

Technique :

Und im Untertitel "der Computer als zweites ich", nennt die amerikanische Psychoanalytikerin Sherry Turkle ihr Buch, in dem ich viele meiner bis dahin formulierten Annahmen bestätigt finde. Dank an meine Kollegin, die mich auf dieses Buch aufmerksam machte. Sherry Turkle veröffentlicht in diesem Buch eine über sechs Jahre dauernde Untersuchung in den 70'ziger und 80'ziger Jahren, mit über 400 Interviews. Mehr als die Hälfte davon mit Kin dern. Sie interviewte Jugendliche und Erwachsene. Anwender und Wissenschaftler. Dabei ging sie ständig der Frage nach, welcher Veränderung wir Menschen durch diese neue Technologie, der Computertechnologie, ausgesetzt sind. Sie untersucht den Computer aus einem Blickwinkel, in dessen Zentrum nicht die Natur als "analytische Maschine" stand, sondern seine "zweite Natur", wie sie es nannte. Sie meint den Computer als ein "evokatorisches Objekt, als ein Objekt, das uns fasziniert, unseren Gleichmut stört und unser Denken neuen Horizonten entgegentreibt". Analog zum Rohrschach-Test, mit seinen Tintenklecksen als Projektionsmedium, stellt sie den Computer auf die selbe Ebene. Sie wählte für ihre Untersuchung Umfelder in denen der Com puter als Ausdrucksmittel eingesetzt werden kann. "Nicht alle Begegnungen zwischen Men schen und Computern sind in diesem Sinne offen", gibt sie zu bedenken. "Doch indem Compu ter zu allgegenwärtigen Gegenständen in unserem täglichen Leben werden -in der Freizeit und beim Lernen ebenso wie bei der Arbeit -, wird sich jedem die Gelegenheit bieten, mit ihnen so zu interagieren, daß die Maschine als eine Projektion von Teilen des Selbst, als Spiegel des Denkens fungiert". Computer lösen Diskussionen über Erziehung, Gesellschaft, Politik und das Wesen des Men schen aus. Kinder werfen die grundlegende Frage nach dem Leben auf. Die Experten der "künst lichen Intelligenz" streiten darüber, ob Computer je in der Lage sein werden, dem Menschen ähnlich zu denken. Unabhängig von der weiteren Entwicklung möglicher oder unmöglicher Maschinenintelligenz beschreibt Sherry Turkle den Einfluß der Computer bis hin zum Aufbau von Begriffen wie belebt, unbelebt, bewußt und unbewußt Sie meint, "einige Objekte, unter denen der Computer heute an erster Stelle steht, provozieren die Reflexion über fundamentale Dinge. Kinder, die mit Spielzeug spielen, von dem sie sich vorstellen, daß es lebendig sei, und Erwachsene, die mit der Vorstellung spielen, das Denken sei ein Programm, werden jeweils durch die Fähigkeit des Computers verführt, Selbstreflexion zu provozieren und zu beeinflussen. Der Computer ist eine "metaphysische Maschine", eine "psy chologische Maschine", und zwar nicht nur deshalb, weil man sagen könnte, er habe eine Psy che, sondern weil er Einfluß darauf hat, wie wir über uns selbst denken". In ihrem Buch "Psychoanalytic Politics" schreibt Sherry Turkle 1978: "Sowohl die Psychoana lyse als auch der Computer stellen eine Herausforderung für das normale Verständnis von Handlungen und Verantwortungen dar, weil sie die Menschen dazu veranlassen, über die Vorstellung von einem "dezentralisierten" Selbst nachzudenken - einem Selbst, das nicht ein einheitlicher, verantwortlicher Handelnder ist. In diesem Sinne liefert die Aneignung der Psy choanalyse und des Computers durch die allgemeine Kultur Fallstudien nicht nur im Bereich der Soziologie der Geisteswissenschaften, sondern auch im Bereich der Soziologie subversiver Wissenschaften, die allgemein anerkannte Arten des Nachdenkens über das Selbst unterminie ren". Und es hat den Anschein, daß das ihr Leitmotiv war. Sie sieht ihre Arbeit als eine Unter suchung einer Kultur, die gerade erst im Entstehen ist. Sie stellt die Frage, in welcher Weise Computer auf den Prozeß des Erwachsenwerdens einwir ken und welche Bedeutung Computer für verschiedene Arten von Menschen bekommen. Bei Kindern verschiedenen Alters nehmen Computer einen sehr unterschiedlichen Stellenwert ein. In dieser Beziehung von Kindern zum Computer beschreibt sie drei Phasen. 1) Die "metaphysische" Phase der Kleinkinder, die die Frage beschäftigt, ob die Maschinen denken, fühlen und, ob sie lebendig sind. 2) Die Phase der "Beherrschung", ab dem siebenten, achten Lebensjahr. Wo die Kinder mit den Fragen nach der eigenen Kompetenz und Effektivität beschäftigt sind. Sie wollen nicht philosophieren, sie wollen gewinnen. 3) Während der Adoleszenz in der Phase der "Identitätsfindung" ist der Computer Teil einer Rückkehr zur Reflexion. Nicht zur Reflexion über die Maschine, sonder über sich selbst Ein kurzer Vergleich mit Jean Piaget, der ab 1920 untersuchte, wie sich die Fähigkeit des Kindes entwickelt, Aspekte der Welt, wie Leben und Bewußtsein zu begreifen. Piaget entdeckte "das Kind als Metaphysiker". Er beschrieb das Bedürfnis der Kinder, unbe seelten Objekten die Attribute des Lebens zuzugestehen. Und weiter, wie Kinder allmählich ihre Vorstellungen von physischer und physikalischer Welt entwickeln. So als ob in diesen Vorstel lungen sich zwei große Systeme gegenüberständen. Die einen dienen dem Verständnis von Dingen, die anderen dem Verständnis von Menschen. Mit den Computern aber steht eine neue Art von Objekten zur Verfügung. Der Computer hat eine psychologische Dimension und ist dennoch ein Ding. Ein marginales Objekt könnte man sagen, es hat keinen eindeutigen Standort und spielt doch eine wichtige Rolle. Computer sind keine neutralen Gegenstände, sie irritieren uns. Gleichzeitig reizen sie und regen an, mit ihnen zu spielen. Und mit Computern spielen wird zum Anlaß über Lebendiges und Nichtlebendiges Vorstellungen zu entwickeln. Aber auch Vorstellungen über Ängste und Phantasien von Leben und Tod und über Gebote und Verbote und darüber, was erlaubt ist und was nicht.

Société, society :

1) Soziale Faktoren der Sucht Ein Kind wird in die totale Abhängigkeit hineingeboren. In einer relativ langen Periode von Hilflosigkeit ist es auf die Hilfe der Eltern angewiesen. Die Familie ist das erste soziale Gebilde mit dem das Kind konfrontiert ist. Hier ist der soziale Ort, wo es die notwendigen Anpassungs schritte an sein Leben erlernen und üben kann. Ein gewisses "soziales Entgegenkommen" ist hierfür eine Vorraussetzung. Die Sicherheit und die Geborgenheit, die Eltern ihrem Kind vermitteln sollen/wollen, muß je doch zunächst für diese selbst da sein. Ich meine damit nicht nur ökonomische Absicherung, mehr oder weniger gut, sondern vor allem ein psychosoziales "Klima". Ich meine damit "Da sein" für das Kind. "Ansprechpartner" sein, sich selbst im Dialog mit der Entwicklung des Kindes an die eigene Entwicklung erinnern und im Idealfall aus tiefem Verständnis um die Zusammenhänge dem Kind, in der Bewältigung seines "Konflikts der Anpassung", beizustehen. Nicht "Sorgen abnehmen, Leichtermachen etc.", nur "Verstehen und Dasein". Das "soziale Entgegenkommen" bildet gewissermaßen den Rahmen innerhalb dessen sich die Entwicklung des Kindes abspielen kann. Und gemäß den Möglichkeiten und Normen wird das Kind einen ähnlichen Rahmen für sich festlegen oder dies zumindest versuchen. Ein großer Störfaktor in diesem Zusammenhang ist die "Leistung", die Kinder entweder zuviel oder zuwenig erbringen müssen. Die Leistung hat in unserer Gesellschaft den höchsten Stellen wert. Ihr unterwerfen wir uns. Und wer Angst hat, seine Leistung nicht zu erbringen, der ist besonders anfällig und der Griff zu Drogen ist naheliegend. Legalen oder illegalen Drogen, je nach dem, wie das "soziale Entgegenkommen" der Gruppe innerhalb der Gesellschaft, wo wir sozialisiert sind, es uns gelehrt hat. 2) Psychische Faktoren der Sucht Der erste und wohl einprägende Kontakt zur Umwelt ist der zur Mutter. Genauer zur Brust der Mutter. Das Gehaltenwerden gleichzeitig mit dem Genährtwerden darf als Schlüsselerlebnis gesehen werden, wo das Kind lernen kann, Vertrauen in sein Dasein zu entwickeln. Dieses Schlüsselerlebnis ist ein Grundstein für spätere Kommunikationsmuster. Die Mutter steht stell vertretend für Familie und für Gesellschaft, ist also die Umwelt für das Kind. Diese Umwelt muß bestimmte Funktionen erfüllen. Vereinfacht ausgedrückt, muß sie Geborgenheit, Zuwen dung und Objektangebote vermitteln. Auf diese Umweltangebote reagiert das Kind, wird sie als Objekte verwenden, lernt also zu kommunizieren. Dies hat beim Kind persönliche Reifung zur Folge und zwar immer eine maxi male Reifung.. Der Grad der Reifung ist also von drei Faktoren bestimmt: 1. den Objektangeboten (Umweltfaktoren), 2. den angeborenen psychischen und biologischen Mechanismen (konstitutionelle Faktoren) 3. der Fähigkeit des Kindes "spielerisch" zu lernen (Ich-Faktoren). Erfährt ein Kind genügend Geborgenheit und Zuwendung, "so erlebt es Objektangebote auf eine Weise, die sein natürliches Omnipotenzerleben nicht einengen. Dadurch kann es lernen, Objekte zu verwenden und sie als subjektive Objekte, die es selbst geschaffen hat, zu erleben ". ( D.W.Winnicott: -Vom Spiel zur Kreativität- 1989 Klett-Cotta ) Diese entscheidende Stufe eines komplexen Reifungsprozesses steht ganz zu Beginn der Ent wicklung, wo das Kind die Umwelt (Mutter/Mutterbrust) als erstes Objekt, als Teil von sich selbst erlebt. Und hier ist es von größter Bedeutung für die weitere emotionale und psychische Reifung des Kindes, daß eine "genügend gute Mutter" (Winnicott), die Bedürfnisse ihres Kindes befriedigen kann. Die Mutter ist somit eine ursächliche Informationsquelle. Sie vermittelt einer seits alle Umweltreize und beantwortet gleichzeitig die Reize (Antworten) des Babys. In einem Prozeß der Förderung wird also gegenseitig Aufmerksamkeit erregt. Das Gesicht der Mutter ist hier der zentrale Ort auf den sich die Aufmerksamkeit des Kindes richtet. Die Mutter "redet mit ihrem Gesicht". In das Gesicht der Mutter schauen ist für das Kind wie " in den Spiegel" schauen. Im "guten", beruhigendem Gesicht der Mutter erkennt das Kind sein eigenes "Gutsein". Was aber, wenn das Kind in ein düsteres, "die Starrheit der eigenen Abwehr wider spiegelndes" Gesicht der Mutter blickt?" (Winnicott, Kap.9) Selbstverständlich werden nicht Einzelerlebnisse derart von Bedeutung sein. Ist das Kind jedoch in dieser Phase über einen längeren Zeitraum mit solchen Erlebnissen konfrontiert, ist hier eine Ursache einer massiven Entwicklungsstörung zu sehen. Das Kind bekommt nicht das zurück, was es selbst gegeben hat. Das Gesicht der Mutter ist kein Spiegel und an die Stelle von "Auf merksamkeit" tritt "Wahrnehmung". Ein Kind, das sehr früh zu dieser Anpassungsleistung gezwungen wird, "ersetzt" also das, was den Anfang für einen bedeutsamen Austausch mit der Welt bilden könnte: "den zweigleisigen Prozeß, in dem innere Bereicherung und die Entdecku ng des Ausdruckgehalts des Sichtbaren sich ergänzen". (Winnicott, Kap.9) Ein solches Kind hat nicht genügend Zeit und Raum um "zu Sein", es muß "Handeln". Hat nicht genug Zeit um seine Umwelt und dadurch sich selbst als "gut" zu erleben. In dem Maß, in dem die "nicht guten (bösen) Objekte", die ja als Bedrohung erlebt werden, dominieren, muß das Fehlen oder der Verlust der "guten Objekte" ersetzt werden. Und zwar immer wieder aufs neue - was immer wieder "Handeln" bedeutet. Diese Kinder werden dann - Auffällig, - Unaufmerk sam, - Überaktiv, - Verhaltensauffällig, - Spielunfähig - und später häufig - Süchtig . Oft wird hier von den Eltern oder anderen Bezugspersonen übersehen (vielleicht überhaupt nicht gesehen), daß hier die "Nichtmöglichkeit", die "Nichtchance" sich der Welt spielerisch zu nähern (anzupassen), ersetzt ist durch das "Überlebensspiel". Und daß diese Kinder in ihrer "Not zu überleben" zu naheliegenden Ersatzstoffen greifen müssen. Ersatzstoffe, die rasche Befriedigung gewähren und die vor allem die Angst, - die existentielle Bedrohung - abwehren helfen. 3)Neurobiologische Faktoren der Sucht Die Kenntnis der körpereigenen Botenstoffe, der Neurotransmitter, versetzte die Wissenschaft in die Lage, den Einfluß dieser Stoffe auf die menschliche Entwicklung genauer zu studieren. In einer Reihe von z.Z. bekannten chemischen Botenstoffen nimmt das Acetylcholin eine bedeu tende Stellung ein. 1921 vom Physiologen Otto Loewi bei Studien am Vagusnerv, der u.a. für die Herzfunktion verantwortlich ist, entdeckt, weiß man heute auch um die Bedeutung von Acetylcholin für die Gedächtnisfunktion. Der Kern des großen Körpernervs - Nervus Vagus - liegt im Limbischen System. Die Nervenfa sern reichen in den Kopf, - Hals, - Brust, - und Bauchraum. Sie enden an der Lunge, dem Darm, dem Herz und der Speicheldrüse. Das heißt, daß der größte Teil der Nervenfasern des Nervus Vagus dem parasympathischen Nervensystem zuzuschreiben ist. Die Bedeutung des Limbischen Systems liegt wiederum in der Regulierung unbewußter Verhaltensweisen. Der Sitz der Gefühle, - Angst, Wut, Freude, Lust, etc. ,- wird dem Limbischen System zugeschrieben. Das Acetylcholin findet sich also im Zentralnervensystem, wo es bei der Gedächtnisbildung eine Rolle spielt und im autonomen Nervensystem, wo es ausreichend vorhanden sein muß, um im Bedarfsfalle die parasympathische Reaktion, z.B.Verlangsamung der Herzschlagfrequenz, Entspannung, Steigerung der Magenaktivität, zu gewährleisten. Ein zweiter wichtiger Botenstoff, das Noradrenalin, ist der Haupttransmitter des sympathischen Nervensystems. Es bewirkt im Bedarfsfall die sympathische Reaktion d.h., die Ausschüttung von Adrenalin zur Leistungssteigerung, Erhöhung der Herzschlagfrequenz und Hemmung der Magenaktivität. Im Zentralnervensystem treten noradrenalinhaltige Nervenzellen vor allem in einem kleinen Gebiet im Hirnstamm auf, dem blauen Kern - Nucleus Cornelius. Die Fortsätze dieser Nervenfasern stehen mit dem Hypothalamus, dem Kleinhirn und dem Vorderhirn in Verbindung. Das Noradrenalin scheint an der Erhaltung des Wachzustandes, am Belohnungs system des Gehirns, am Träumen und an der Regulierung der Stimmungslage beteiligt zu sein. Ein Mangel bewirkt Depression (Aminhypothese der Depression). Dieses autonome Nervensystem ist es, das einem Neugeborenen zunächst für alle Reizverarbeit ung zur Verfügung steht. Das Zentralnervensystem, als Anlage vorhanden, bildet sich erst Schritt für Schritt aus (Ausbildung der Markscheiden). Man kann sagen, unsere Nerven lernen. Die Neurotransmitter wären dann die Dialekte, auf denen die innere Kommunikation aufbaut. Die Reize, die das Kleinkind verarbeitet sind taktile, akustische und visuelle Reize. Die Haut Gehörnerv und Sehnerv sind die wichtigsten Sinnesorgane. Alles was an Reizen verarbeitet wird, fördert das Wachstum der Nervenzellen. Das Zusammenspiel von Acetylcholin, Noradrenalin und anderer Transmittersubstanzen scheint hier eine wichtige Funktion bei der Entstehung von Gedächtnisspuren zu übernehmen. Untersuchungen an Gehirnstrukturen von M.Mishkin u.A.(National Institute of Mental Health) zeigen, daß Acetylcholin für das Gedächtnis unerläßlich ist. Die durch Gedächtnisverlust ge kennzeichnete Alzheimersche Krankheit ist mit Acetylcholinmangel verbunden. Ein Mangel an Noradrenalin scheint Antriebslosigkeit und Depression zu bewirken. Als Schaltstelle, wo sehr viele Nerven miteinander verbunden sind, wurde die Amygdala im Stammhirn lokalisiert. Es besteht die Vermutung, daß in diesem Nervenverband die Sinneser eignisse gefühlsmäßige Verknüpfungen entwickeln, und daß Gefühle die Wahrnehmung und die Speicherung von Gedächtnisinhalten mitgestalten. Das würde bedeuten, daß die Amygdala eine Umschaltstelle zwischen den Sinnessystemen der Großhirnrinde und den tieferliegenden, Emo tionen verarbeitenden Strukturen des Hypothalamus ist. Hier wurden auch Nervenfasern gefunden, die eine hohe Konzentration von opiumartigen Neurotransmittern aufweisen. Sogenannte endogene Opiate oder Endorphine. Die wissenschaft lichen Befunde weisen auf die Möglichkeit hin, daß die Amygdala als Antwort auf die im Hy pothalamus erzeugten Reize und Gefühlsregungen, körpereigene Opiate freisetzt. So könnte also die Amygdala die Gefühle und deren Einfluß auf die Wahrnehmung und das zu Erlernende steuern. In diesem Schaltkreis des Nervensystems ist auch eine Ursache, die in späterer Folge zur Sucht führen kann, zu vermuten. Das Geheimnis liegt in der Vielfalt der molekularen Dialekte. Der Sprache der Neurotransmitter. In diesen unvorstellbar winzigen Strukturen unseres Ner vensystems müssen diese Botenstoffe zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Menge vorhanden sein. Sie verhalten sich zueinander oft antagonistisch. Wirkt der eine för dernd, so wirkt der andere hemmend. Am Beispiel von Acetylcholin und Noradrenalin sehen wir aber auch, daß sie in einer Region hemmend und in einer anderen fördernd wirken können. Diese Dialekte bilden sich also gemäß dem äußeren Geschehen (Reizverarbeitung). Ob der Dialekt nun von der Nervenzelle verstanden wird, ist abhängig von den Rezeptoren, die von der Zelle zur Verfügung gestellt werden. Sind nicht genügend Rezeptoren vorhanden, wird möglicherweise die entsprechende Sprache gesprochen aber keiner versteht sie! Es ist möglich, daß Nervenzellen auf Grund bestimmter äußerer Bedingungen einen Zustand aufrechterhalten, der später, auch wenn sich die äußeren Umstände längst geändert haben, nicht mehr so einfach zu verändern ist. So als ob eine Toleranzentwicklung stattgefunden hätte. Toleranzentwicklung aber wird als die erste Stufe der Sucht angesehen. Diesen Zustand aufrecht zu erhalten, ist für den Körper eine große Leistung, die nicht so ohne weiters über einen längeren Zeitraum hinweg erbracht werden kann. Es müssen zusätzliche Substanzen von außen dazugenommen werden. Die ähnliche Molekularstruktur der syntheti schen Substanzen wird den Körper in eine Abhängigkeit bringen, dies wäre die zweite Stufe der Sucht. Die zwanghafte Suche nach Drogen bildet die dritte Stufe der Sucht.

Culture :

Institution :

Der Computer fasziniert also durch seine "Verwendbarkeit". Diese Faszination hat für sich ge nommen nichts Pathologisches. Für unsere Zeit ist sie normal. Computer und der Umgang mit ihnen ist ein wesentlicher Teil unserer Kultur geworden. In meinen Projekten bin ich der Frage nachgegangen, ob sich Computer als "Übergangsobjekte" in der Psychotherapie mit dissozialen jungen Menschen eignen. Ich meine ja. Dennoch soll darauf hingewiesen werden, daß sich das nicht immer und überall als günstig erweisen kann. Hermann Beland, Berliner Psychoanalytiker, hat sich zwar mit Erwachsenen, professionellen Programmierern auseinandergesetzt, seine Überlegungen in seinem Bericht "Computerfaszina tion und Lebensgeschichte" sind aber sehr aufschlußreich und sollen hier nicht fehlen. Er schreibt, "die zahlreichen narzißtischen und Beziehungsbefriedigungen, die der Arbeitsum gang mit dem Computer ermöglichen kann, zeigen, soweit sie psychoanalytisch formulierbar sind, daß die Fas-zination durch den Computer ein verständliches (und normales) Phänomen ist. Es scheint aber notwendig, daß das vorhandene Wissen über die schädliche Kombination von spezifischer seelischer Störung und ihrer speziellen Gefährdung durch Programmieren gesell schaftliches Mental-health-Wissen wird. Der psychoanalytische Beitrag hierzu wird aufschluß reich und nützlich sein". Literaturhinweis Bauriedl Th.: Die Wiederkehr des Verdrängten, Serie Piper 1986 Blos P.: Adoleszenz; Stuttgart, Klett-Cotta 1983 Caruso I.A.: Soziale Aspekte der Psychoanalyse, Rowohlt 1972 Erikson E. H.: Kindheit und Gesellschaft, Klett-Cotta 1984 Freud A.: Die Schriften der Anna Freud, Band I, Fischer 1987 Freud S.: Psychologie des Unbewußten, Studienausgabe Band III Friese H.-J. und Trott G.-E.: Depression in der Kindheit und Jugend, Bern 1988 Heilveil I.: Video in der Psychotherapie, Verlag Urban & Schwarzenberg 1984 Heinzlmeier B.: Jugend in Österreich. Die Generation der Widersprüche, Studie des Österr. Inst. f. Jugendforschung, Wien 1992 Hunziker E. und Mazzola G.: Ansichten eines Hirns, Birkhäuser Verlag 1990. Iversen Leslie L.: Die Chemie der Signalübertragung im Gehirn, Spektrum der Wissenschaft 1987, Jacobi S. : Sinnlicher Alltag - Ein Kreativitätstraining, Verlag Zytglogge, Bern 199 Jungwirth / Mitsch: Mädchen, Buben und Computer, Reihe Frauenforschung, Band 2, BMUK, Wien 1992 Klein M.: Die Psychoanalyse des Kindes; Fischer TBV 1987 Kotyza-Picker: So können sie leben, Österr.Gesellschaft für Randgruppenfors chung und sozialtherapeutische Pädagogik 1991 Krafft A.und Ortmann G.: Computer und Psyche, Nexus 1988 Mishkin M. und Appenzeller T. : Die Anatomie des Gedächtnisses, Spektrum der Wissenschaft 1990 Ottomeyer K.: Lebensdrama und Gesellschaft, Franz Deuticke1987 Perincoli / Rentmeister: Computer und Kreativität, Dumont, Köln 1990 Rapaport D.: Die Struktur der psychoanalytischen Theorie, Stuttgart, Klett-Cotta 1959 Rückert K.: Konfliktfeld Leben, Österr. Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und Sozialtherapie 1987 Snyder S.H.: Die Chemie der Psyche, Spektrum der Wissenschaft 1986 Spitz R.A.: Vom Säugling zum Kleinkind, Klett-Cotta 1967 Stock W.: Film und Video, Jugendarbeit in der Praxis, Verlag Ölschläger, München 1987 Toman W. : Motivation, Persönlichkeit, Umwelt; Göttingen 1968 Turkle Sh.: Die Wunschmaschine, Rowohlt 1984 Winnicott D.W.: Vom Spiel zur Kreativität; Klett-Cotta 1974 Aggression, Klett-Cotta 1984

Logistique :

Remarques, remarks :

Der Wunderblock In der 1925 veröffentlichten "Notiz über den Wunderblock" erläutert Sigmund Freud sehr eindrucksvoll seine Vorstellung von den Systemen Bewußt, Vorbewußt und Wahrnehmungsbe wußtsein. An Hand dieses einfachen, für uns aus heutiger Sicht eher lustigen Gerätes, ver anschaulicht uns Freud seine Ideen der Wahrnehmungsverarbeitung unseres seelischen Apparates und den Zusammenhang mit unserem Gedächtnis. Freud schreibt über den seelischen Apparat, "er ist in unbegrenzter Weise aufnahmefähig für immer neue Wahrnehmungen und schafft doch dauerhafte - wenn auch nicht unveränderliche - Erinnerungsspuren von ihnen. Schon in der "Traumdeutung" vermutet Freud, daß diese ungewöhnliche Fähigkeit auf die Leistung zweier verschiedener Systeme aufzuteilen sei. "Wir besäßen ein System Wahrneh mungsbewußtsein, welches die Wahrnehmung aufnimmt, aber keine Dauerspur von ihnen bewahrt, so daß es sich gegen jede neue Wahrnehmung wie ein unbeschriebenes Blatt verhalten kann. Die Dauerspuren der aufgenommenen Erregungen kämen in dahintergelegenen "Er innerungssystemen" zustande. In "Jenseits des Lustprinzips" fügt er hinzu, "das unerklärliche Phänomen des Bewußtseins entstehe im Wahrnehmungssystem an Stelle der Dauerspuren. In der Konstruktion des Wunderblocks findet Freud eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit dem von ihm angenommenen Bau unseres Wahrnehmungsapparates. Diese Schreibtafel liefert auch beides, eine immer bereite Aufnahmefläche und Dauerspuren der aufgenommenen Aufzeichnungen. Dieser Wunderblock besteht nur aus einer einfachen Tafel aus Wachs oder Harz und einem doppelten Deckblatt aus Zelluloid und Wachspapier. Mit einem Stift wird auf die Zelluloidschicht gedrückt. Die eigentlich "reizaufnehmende" Schichte ist das darunterliegen de Wachspapier. Dessen Unterseite wird an den vom Stift berührten Stellen an die Wachstafel gedrückt und die solcherart entstandenen Zeichen werden an der sonst glatten, hellen Ober fläche des Zelluloids als dunkle Schrift sichtbar. Hebt man das doppelte Deckblatt wieder ab, verschwindet die Schrift an der Oberfläche. Auf der Wachstafel bleibt aber eine Dauerspur erhalten. "Es braucht uns dabei nicht zu stören, daß die Dauerspuren der empfangenen Aufzeichnungen beim Wunderblock nicht verwertet werden, es genügt, daß sie vorhanden sind. Irgendwo muß ja die Analogie eines solchen Hilfsapparates mit dem vorbildlichen Organ ein Ende finden. Der Wunderblock kann ja auch nicht einmal verlöschte Schrift von innen her wieder "reproduzie ren"; er wäre wirklich ein Wunderblock, wenn er das wie unser Gedächtnis vollbringen könnte. Sigmund Freud standen noch keine Computer als Vergleichsmöglichkeit zur Verfügung. Diese modernen "Wunderblöcke", die mit mathematischer Genauigkeit die vom Bildschirm ver löschten Schriftwerke, Grafiken, Klänge oder ganze Filmsequenzen wieder von innen her "re produzieren" können. An jedem Ort und zu jeder Zeit. Ganz wie es uns gefällt.