Weg aus dem Heim, Konzept eines Computerspiels

A

A020


Résumé, summary

Die nachstehenden 5 Punkte sollen das Konzept nochmal verdeutlichen! 1) "Soziales Lernen" durch den Einsatz professioneller Computersoftware: Die Möglichkeit für die Schüler, eigene Lebens/Erlebenswünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen oder Ängste darzustellen, war geboten. Ein professionelles Animationsprogramm ist geeignet, diesem Anspruch genüge zu tun. Der "Reiz" dieses Programms war genügend groß, um sich der "Mühe des Erlernens" zu unterziehen. Mit fortschreitender Sicherheit in der Handhabung kam Lust und Spaß eigene Ideen umzusetzen. Das Ziel, kurze Zeichentrickfilme zu erstellen, wurde von den Schülern erreicht. Die steigenden Ansprüche kollidierten mit der Realität des "Machbaren". Nicht alle Möglichkeiten des Programms wurden genutzt, - "dafür wurden zuwenig Möglichkeiten genutzt". Das bereits erreichte Niveau war "ausreichend befriedigend". Das Verhalten einzelner in der Gruppe und dadurch die Gruppe selbst, war ständig in Veränderung. Die unterschiedlichen Begabungsniveaus führten letztlich nicht mehr zu den häufigen Spannungen wie zu Beginn. Durch konsequente psychotherapeutische Haltung ist ein Klima erarbeitet worden, in welchem das, was zu verwirklichen möglich war, verwirklicht wurde. Das Erlernte war vor allem eine "Form des Miteinander", wie es durch "das miteinander Lernen von etwas Neuem" entstehen kann. So entstand ein Modell von sozialem "spielerischem" Lernen, das wert ist, weiter diskutiert zu werden. 2)"Interdisziplinäre Zusammenarbeit" zwischen Lehrern und Psychotherapeut: Das bereits erwähnte, förderliche Klima entstand durch die Zusammenarbeit der "Erwachsenen". Die beiden am Projekt mitbeteiligten Lehrer (Klassenlehrer und Informatiklehrer) haben durch ihr Engagement und ihre überaus große Bereitschaft, gemeinsam mit dem Psychotherapeuten den Verlauf des Projektes zu reflektieren, sehr zum Gelingen beigetragen. Eine klare und für die Schüler gleichzeitig beruhigende "Struktur" war das sichtbare Ergebnis. Struktur als wesentlicher Faktor, der jenes Klima mitbestimmte, in dem Vertrauen in die Umwelt (in unserem Fall Schule) erst möglich wurde und sich als "Lust am spielend miteinander Lernen" von den Schülern umsetzen ließ. Anders ausgedrückt, im Rahmen des Projekts konnte erfahren werden,"daß Ziele, die nicht erreicht werden müssen, vielleicht gerade dadurch erreichbar werden?" Die Zusammenarbeit von Pädagogen und Psychotherapeut ist hier als Quelle neuer Umsetzungs möglichkeiten hervorzuheben und eine weitere Diskussion sehr zu wünschen. 3) "Interaktion" - Schüler-Lehrer-Medienfachmann-Psychotherapeut: Es darf nicht übersehen werden, daß die Durchführung eines Projektes, wie das unsrige, zunächst auch zu Spannungen bei den Schülern führen kann (oder sogar muß?). Tatsächlich sind Span nungen naturgemäß dort aufgetreten, wo hohe Erwartung geweckt wurden, die Realität jedoch nachhinkte. Die Schülergruppe reagierte wie ein "Seismograph" auf jede Änderung im Ablauf (und jeder Lernschritt ist eine Änderung). Vor allem aber die personenbezogenen Übertragungs phänomene, wie sie aus der Psychotherapie bekannt sind, waren häufig zu beobachten. Es muß ja immer bedacht werden, daß die Jugendlichen bereits häufig "Verluste" in ihrem Leben ertragen mußten und dies nicht wieder "erleiden" sollten. Erreicht wurde dies durch die "verstehende Haltung" beim "Ansprechen dieser Realität". 4) "Konfliktbearbeitung" - die Lebensgeschichte der Schüler und das Arbeiten mit den Aggressionen im laufenden Projekt: Das "Ansprechen der Realität" kann selbstverständlich auch Aggressionen wecken. Diese kommt in Form von Ablehnung ("ich habe heute keine Lust") und Verschiebung ("ich spiele lieber") zum Ausdruck. Dieses Verhalten wird im Projekt nicht sanktioniert ( auf ein "ich habe heute keine Lust" interveniert der Psychotherapeut mit "solche Tage gibt es, das ist schon ok". Oder "ich spiel' jetzt", -Intervention -"da kann ich jetzt nichts machen, wenn Du wieder Lust hast mitzutun, dann rufe mich"). Damit konnte erreicht werden, "daß Raum für neue Erfahrung gegeben ist." 5) "Spielen" - als Abwehr der Realität oder als Möglichkeit des Lernens; -"Der Computer als Übergangsobjekt": Der besondere Stellenwert des "Spielen-dürfens" soll näher betrachtet werden. Die Möglichkeit, beim ÖKS Wettbewerb-Computer und Spiel mitzutun, gab einen äußeren Rahmen. Innerhalb dieses Rahmen wollten wir, die Erwachsenen, das Konzept umsetzen. Die Idee, ein Computerpspiel zu entwerfen, wurde im Verlauf des Jahres mehr und mehr zur Aufarbeitung der eigenen Lebenssituation. Zur Selbstreflexion unter Einbeziehung von Computern. In unserem Konzept waren Computer (Computerspiele) "Übergangsobjekte" oder "Übergangsphänomene". Vergleichbar jenen Situationen unserer Kindheit, wo wir uns unsere "Welt erspielt" haben. Mit dem jeweiligen, vorhandenen "Spielzeug". Im "Konfliktfalle" konnte aus dem einen Programm ausgestiegen ("die Kommunikation wird abgebrochen") und in das andere umgestiegen werden ("es erfolgt der Rückzug ins Selbst"). Der "Konflikt", den ich hier anspreche, ist folgender: Es gilt die Wahrnehmung der Kränkung zu vermeiden, die sich einstellt angesichts der Tatsache, "daß ich etwas nicht kann"! Die Jugendlichen unserer Gruppe würden das nur schwer ertragen. Sie müßten mit Wutausbruch, Ärger etc. reagieren. Ein "Umstand, dem es letztendlich zu verdanken ist", daß wir einander überhaupt hier begegnen konnten. Hier liegt in der pädagogischen Arbeit mit "schwierigen Schülern" eine Chance. Diesen "Bedürf tigsten" unter den Schülern kann mit neuen pädagogisch-therapeutischen Modellen geholfen wer den. Geholfen werden, Wissen zu erwerben, im Sinne einer humanistischen Pädagogik! Das Projekt "Hypermediastation" ist in diesem Bereich anzusiedeln. "Erwerb von Wissen", "Trainieren von Fähigkeiten", "Erleben eigener Kreativität", "Reflexion des Selbst". Durch den Computer als Werkzeug, in Verbindung mit der "Beziehung" zum Psychotherapeuten bzw. Lehrer, sollte den Schülern ermöglicht werden, eine neue Erlebnisqualität von sich "Selbst" zu erfahren. Gleichzeitig ist es in solch einem "Setting" möglich, mit den angestauten Aggressionen zu arbeiten. Gelingt dies ausreichend, dann ist "keine Gewalt mehr im Spiel".

Discipline, subject :

interdisciplinarity interdisciplinaire

Public :

tous publics alle Leute general public per tutti

Contacts :

Moser, Wolfgang

Gleinker Hauptstraße 7
A-4407
STEYR-GLEINK

Tel : 43/7252/63052
Mail :
Fax :


Pédagogie, pedagogy :

In der Landes-Sondererziehungsschule kommt es immer wieder zu unkontrollierter Affektabfuhr Seitens der Schüler. Diese kommen aus sozial schwierigen Verhältnissen aus Oberösterreich und den angrenzenden Bundesländern. Sie sind meist nicht freiwillig in dieser Schule. Diese Schüler zu unterrichten, sie zu motivieren und für die Unterrichtsfächer zu interessieren ist jeden Tag eine neue Herausforderung und erfordert viel Geschick und Mut zu Neuem, neben dem großen Engagement der Pädagogen. Wir haben in unserem Projekt versucht, den Rahmen unseres pädagogischen Handelns als sonder-u. heilpädagogische Interventionen, auf der Basis des Menschenbildes wie es die Psychoanalyse lehrt, zu gestalten. Unter Einbeziehung der Computer, neue Medien gewissermaßen "kreative Maschinen", dem Projektlehrer und dem Psychotherapeuten sollte die Klasse 2b, an Hand einer konkreten Aufgabenstellung ein Konzept für ein Computerspiel erarbeiten. Die Klasse sollte sich auf das Abenteuer eines projektorientierten Unterrichtsjahres begeben. Diese Form des Bildungsangebots soll die destruktiven Anteile der Affekte der Schüler mildern, wenn nicht sogar ganz zum Verschwinden bringen.

Apprentissage, learning :

"Lernen lernen"-, auf diese Formel kann unsere Grundidee gebracht werden. Die Schüler sind, zum überwiegenden Anteil nicht dem Alter, bzw. ihrer Entwicklung entsprechend gefördert worden. Sie waren ja schon in früher Kindheit "auffällig". Für uns bedeutete dies, daß sie auf ihre Umweltbedingungen entsprechend reagierten. Die "Umwelt", das "Klassenzimmer", in das der Lehrer und der Therapeut einbezogen waren, war für sie, für ihre Ängste und Schwierigkeiten im Umgang mit Computern und Animationsprogramm da. Das Computerprogramm war eine professionelle Software. In sieben Lernschritten wurde das Programm erlernt. Immer als ein in sich geschlossener Teil. Das Ergebnis des Erlernten war immer gleich als eigenes Werk, als Computeranimation, am Bildschirm zu sehen. Jeder Teilschritt war Motivation genug, um weiter zu lernen. Die einbezogenen Fächer waren Biologie,- sich selbst Kennenlernen, Muskeln, Bewegungablauf, Körperaufbau. Geometrie,- räumliche Darstellung geometrischer Körper, Bildgeometrie. Bildnerische Erziehung,- Bildaufbau, Bildgestaltung, Farbenlehre. Musikerziehung,- Klangerzeugung durch Digitaltechnik und Sampletechnik. Deutsch,- Spielplan und Konzept wurden als Aufsätze im Deutschunterricht erarbeitet, präsentiert durch die Schüler selbst als Redeübungen. Zur Unterstützung von Wahrnehmungstrainings wurde auch Video eingesetzt. Jeder Schüler hatte 10 Minuten Zeit einen kleinen Videospot zu drehen. Eine Computeranimation ist wie ein Film zu sehen. Die Umsetzung am Computer war auch ein Lernen der Grundlagen von Filmemachen. Eingewebt in "das Lernen" jedes einzelnen war immer die Bearbeitung seines Lebens. So wie jeder einzelne lernte, auf sich selbst und seine Eigenarten zu achten, konnte jeder auch lernen, auf den anderen und dessen Eigenarten zu achten.

Enseignement, teaching :

Die neue Form des "Teamteachings", welche sich aus der Zusammenarbeit zwischen Lehrer und Therapeut ergab, wurde gleich zu Beginn als "Kollegiale Supervision" zwischen den beiden vereinbart. Diese Supervision umfaßte die Aspekte: Pädagogisches Handeln, Krisenintervention, Gruppendynamik und auch Computereinschulung und Softwaretraining. Der Lehrer selbst ließ sich auf das Abenteuer ein, gemeinsam mit den Schülern das Programm zu erlernen. Dieser Aspekt ist wohl der wichtigste und für die Klasse und deren Lernerfolg am Bereichertsten zu nennen. Die Beziehung der Schüler zu ihrem Lehrer wurde tragfähig und belastbar. Die Schüler hielten den Anforderungen des Unterrichtslebens besser Stand. Durch das Betonen der Gruppenarbeit hatte der Lehrer auch genügend Zeit für einzelne Schüler, die mehr Stützung brauchten. Es entwickelte sich ein entspanntes Verhältnis in der Gruppe. Der Lehrer ließ sich immer wieder auch von seinen Schülern einige "Skills" zeigen und umgekehrt.

Technique :

Computer und Software. Die Schule war mit sechs Computern ausgestattet (IBM 286). Zur Digitalisierung von Bildern und Ton wurde ein schnellerer Computer ('386, Grundaustattung von der Firma Greber Wien), komplett mit entsprechender Software vom Therapeuten zur Verfügung gestellt. Die Animationen wurden mit dem Programm- Autodesk Animator (Grundversion) erstellt. Der 386 -PC war mit Sound-u. Videoverlaykarte, Mikrophon, 250MB Festplatte und 4MB-Ram ausgestattet. Eine Hi8-Videokamera wurde auch vom Therapeuten bereitgestellt. Die Erweiterungen wurden alle von Therapeuten bereitgestellt.

Société, society :

Eine absolute Neuerung für die Schüler war, daß sie Teamgeist entwickelten. War zu Beginn des Projekts das Klima noch stark von "jeder für sich" geprägt, änderte sich dieses zunehmend zu einem "Miteinander" tun. Diejenigen, die schneller begriffen, zeigten denen, die langsamer waren, mit mehr Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft, was sie konnten. Es sei noch einmal erwähnt, daß das hauptsächlich auf die große Bereitschaft des Projektlehrers zurückzuführen war, daß er selbst "mitlernte". Die Schüler hatten somit die Möglichkeit des "Kopierens", eine frühe Form des Lernen im Kindesalter. Dies war ja bei den Schülern, in deren Kindheit nicht gegeben. Unser Projekt verband somit pädagogische und therapeutische Inhalte auf eine Art und Weise, wo die Schüler mittun konnten und wollten. Sie wurden nicht stigmatisiert, also "diagnostiziert, krankgemacht und anschließend therapiert". In dem Projekt wurde "einfach gelernt wie in der Schule", in der Schule wie wir sie als Projekt konzipiert hatten.

Culture :

Die Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen der menschlichen Psyche sind seit Sigmund Freud gründlich erforscht worden. Vieles von diesen psychoanalytischen Erkenntnissen ist nicht in unsere Schulen eingeflossen, wie es scheint. Vor allem im Bereich der Sondererziehungsschulen oder hier wäre besser von Heilpädagogischen-Schulen zu sprechen, ist großer Bedarf gegeben. Unser Projekt ist als ein Beitrag zu sehen, daß die neuen Medien in Verbindung mit pädagogisch-therapeutischen Konzepten, mit großem Erfolg eingesetzt werden können. Das kann natürlich nicht generell geschehen, sondern die Konzepte müssen immer ganz genau für die Zielgruppe erarbeitet werden. Alles in allem kann eine qualitative Steigerung der Pädagogischen Arbeit erzielt werden.

Institution :

Zusammenarbeit von Lehrern und Psychotherapeuten, Fächerübergreifender Unterricht, all das braucht genaue Planung und Absprachen innerhalb des Lehrerkollegiums. Dazu kam noch, daß die Schüler des Projekts im Heim leben. Die Kommunikation zwischen Lehrern und Erziehern mußte miteinbezogen werden. Die Umsetzung des Konzepts selbst war eine dynamische, vom Prozeß der Entwicklung bestimmte Angelegenheit. Dies ist vergleichbar mit dem Aufbau einer Organisation. Bestimmte Prozesse spielen dabei eine große Rolle. Es ist uns gelungen, ein kleines Netzwerk aufzubauen. Ein Netzwerk, in dem Institutionen effektiv, zum Wohle der Schüler, zusammengearbeitet haben.

Logistique :

Die Prozesse, die wir uns ständig vor Augen führten, waren das Fundament unseres Konzepts. Diagnoseprozesse, Soll-Entwurfsprozesse, Psycho-soziale Änderungsprozesse, Lernprozesse, Informationsprozesse, Management der Veränderung, Umsetzungsprozesse. Der eine oder andere dieser Prozesse für sich oder mehrere gleichzeitig, waren immer am Wirken. Unsere Wahrnehmung der Schüler und deren Arbeiten, war immer unter dem Blickwinkel eines oder mehrerer dieser Prozesse zu verstehen. Auch die Reflexion unserer eigenen Arbeit bei der Umsetzung des Konzepts.

Remarques, remarks :

Das Projekt hat gezeigt, daß es möglich ist, durch kontinuierliches, prozeß-, ziel- und lösungsorientiertes Handeln aller beteiligten Erwachsenen, für Schüler, aus schwierigen Verhältnissen, Unterricht spannend und aufregend zu gestalten. Der Erfolg der 12-14 jährigen Schüler, den Wettbewerb in der Kategorie Konzept zu gewinnen, war nicht nur für sie selbst eine besonders motivierende und ihren Selbstwert stützende Erfahrung. Letztendlich hat durch diesen Schülerbeitrag und die Präsentation eine breite Öffentlichkeit davon erfahren. Die Schüler haben damit wesentlich zur Imageverbesserung ihrer Institutionen beigetragen. Die nachstehenden 5 Punkte sollen das Konzept nochmal verdeutlichen! 1) "Soziales Lernen" durch den Einsatz professioneller Computersoftware: Die Möglichkeit für die Schüler, eigene Lebens/Erlebenswünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen oder Ängste darzustellen, war geboten. Ein professionelles Animationsprogramm ist geeignet, diesem Anspruch genüge zu tun. Der "Reiz" dieses Programms war genügend groß, um sich der "Mühe des Erlernens" zu unterziehen. Mit fortschreitender Sicherheit in der Handhabung kam Lust und Spaß eigene Ideen umzusetzen. Das Ziel, kurze Zeichentrickfilme zu erstellen, wurde von den Schülern erreicht. Die steigenden Ansprüche kollidierten mit der Realität des "Machbaren". Nicht alle Möglichkeiten des Programms wurden genutzt, - "dafür wurden zuwenig Möglichkeiten genutzt". Das bereits erreichte Niveau war "ausreichend befriedigend". Das Verhalten einzelner in der Gruppe und dadurch die Gruppe selbst, war ständig in Veränderung. Die unterschiedlichen Begabungsniveaus führten letztlich nicht mehr zu den häufigen Spannungen wie zu Beginn. Durch konsequente psychotherapeutische Haltung ist ein Klima erarbeitet worden, in welchem das, was zu verwirklichen möglich war, verwirklicht wurde. Das Erlernte war vor allem eine "Form des Miteinander", wie es durch "das miteinander Lernen von etwas Neuem" entstehen kann. So entstand ein Modell von sozialem "spielerischem" Lernen, das wert ist, weiter diskutiert zu werden. 2)"Interdisziplinäre Zusammenarbeit" zwischen Lehrern und Psychotherapeut: Das bereits erwähnte, förderliche Klima entstand durch die Zusammenarbeit der "Erwachsenen". Die beiden am Projekt mitbeteiligten Lehrer (Klassenlehrer und Informatiklehrer) haben durch ihr Engagement und ihre überaus große Bereitschaft, gemeinsam mit dem Psychotherapeuten den Verlauf des Projektes zu reflektieren, sehr zum Gelingen beigetragen. Eine klare und für die Schüler gleichzeitig beruhigende "Struktur" war das sichtbare Ergebnis. Struktur als wesentlicher Faktor, der jenes Klima mitbestimmte, in dem Vertrauen in die Umwelt (in unserem Fall Schule) erst möglich wurde und sich als "Lust am spielend miteinander Lernen" von den Schülern umsetzen ließ. Anders ausgedrückt, im Rahmen des Projekts konnte erfahren werden,"daß Ziele, die nicht erreicht werden müssen, vielleicht gerade dadurch erreichbar werden?" Die Zusammenarbeit von Pädagogen und Psychotherapeut ist hier als Quelle neuer Umsetzungs möglichkeiten hervorzuheben und eine weitere Diskussion sehr zu wünschen. 3) "Interaktion" - Schüler-Lehrer-Medienfachmann-Psychotherapeut: Es darf nicht übersehen werden, daß die Durchführung eines Projektes, wie das unsrige, zunächst auch zu Spannungen bei den Schülern führen kann (oder sogar muß?). Tatsächlich sind Span nungen naturgemäß dort aufgetreten, wo hohe Erwartung geweckt wurden, die Realität jedoch nachhinkte. Die Schülergruppe reagierte wie ein "Seismograph" auf jede Änderung im Ablauf (und jeder Lernschritt ist eine Änderung). Vor allem aber die personenbezogenen Übertragungs phänomene, wie sie aus der Psychotherapie bekannt sind, waren häufig zu beobachten. Es muß ja immer bedacht werden, daß die Jugendlichen bereits häufig "Verluste" in ihrem Leben ertragen mußten und dies nicht wieder "erleiden" sollten. Erreicht wurde dies durch die "verstehende Haltung" beim "Ansprechen dieser Realität". 4) "Konfliktbearbeitung" - die Lebensgeschichte der Schüler und das Arbeiten mit den Aggressionen im laufenden Projekt: Das "Ansprechen der Realität" kann selbstverständlich auch Aggressionen wecken. Diese kommt in Form von Ablehnung ("ich habe heute keine Lust") und Verschiebung ("ich spiele lieber") zum Ausdruck. Dieses Verhalten wird im Projekt nicht sanktioniert ( auf ein "ich habe heute keine Lust" interveniert der Psychotherapeut mit "solche Tage gibt es, das ist schon ok". Oder "ich spiel' jetzt", -Intervention -"da kann ich jetzt nichts machen, wenn Du wieder Lust hast mitzutun, dann rufe mich"). Damit konnte erreicht werden, "daß Raum für neue Erfahrung gegeben ist." 5) "Spielen" - als Abwehr der Realität oder als Möglichkeit des Lernens; -"Der Computer als Übergangsobjekt": Der besondere Stellenwert des "Spielen-dürfens" soll näher betrachtet werden. Die Möglichkeit, beim ÖKS Wettbewerb-Computer und Spiel mitzutun, gab einen äußeren Rahmen. Innerhalb dieses Rahmen wollten wir, die Erwachsenen, das Konzept umsetzen. Die Idee, ein Computerpspiel zu entwerfen, wurde im Verlauf des Jahres mehr und mehr zur Aufarbeitung der eigenen Lebenssituation. Zur Selbstreflexion unter Einbeziehung von Computern. In unserem Konzept waren Computer (Computerspiele) "Übergangsobjekte" oder "Übergangsphänomene". Vergleichbar jenen Situationen unserer Kindheit, wo wir uns unsere "Welt erspielt" haben. Mit dem jeweiligen, vorhandenen "Spielzeug". Im "Konfliktfalle" konnte aus dem einen Programm ausgestiegen ("die Kommunikation wird abgebrochen") und in das andere umgestiegen werden ("es erfolgt der Rückzug ins Selbst"). Der "Konflikt", den ich hier anspreche, ist folgender: Es gilt die Wahrnehmung der Kränkung zu vermeiden, die sich einstellt angesichts der Tatsache, "daß ich etwas nicht kann"! Die Jugendlichen unserer Gruppe würden das nur schwer ertragen. Sie müßten mit Wutausbruch, Ärger etc. reagieren. Ein "Umstand, dem es letztendlich zu verdanken ist", daß wir einander überhaupt hier begegnen konnten. Hier liegt in der pädagogischen Arbeit mit "schwierigen Schülern" eine Chance. Diesen "Bedürf tigsten" unter den Schülern kann mit neuen pädagogisch-therapeutischen Modellen geholfen wer den. Geholfen werden, Wissen zu erwerben, im Sinne einer humanistischen Pädagogik! Das Projekt "Hypermediastation" ist in diesem Bereich anzusiedeln. "Erwerb von Wissen", "Trainieren von Fähigkeiten", "Erleben eigener Kreativität", "Reflexion des Selbst". Durch den Computer als Werkzeug, in Verbindung mit der "Beziehung" zum Psychotherapeuten bzw. Lehrer, sollte den Schülern ermöglicht werden, eine neue Erlebnisqualität von sich "Selbst" zu erfahren. Gleichzeitig ist es in solch einem "Setting" möglich, mit den angestauten Aggressionen zu arbeiten. Gelingt dies ausreichend, dann ist "keine Gewalt mehr im Spiel".